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Fatebug - Tödliches Netzwerk 21

 

21.

 

 

 

Max Lohr studierte das Feld mit den Klingelschildern des Wohnhauses in der Cheruskerstraße. Der Name Sterzel stand in der oberen Reihe, vermutlich wohnte er im obersten Stock. Der Kommissar wollte sicher gehen, dass Sterzel nicht entwischen konnte. Dass er zu Hause war, war recht wahrscheinlich. Max Lohr hatte direkt hinter seinem Wagen geparkt.

 

Er drückte die Klingel unten links und wartete auf die Stimme aus der Gegensprechanlage. Fast hätte er zu lange gezögert, um die Tür rechtzeitig aufzudrücken, so sehr war er auf die Sprechanlage fixiert. Der Kommissar huschte durch den Flur zu der Wohnungstür an der linken Seite des Erdgeschosses, die sich gerade einen Spalt breit geöffnet hatte.

 

Ich bin von der Polizei“, flüsterte er der Person zu, die nur teilweise im Türspalt zu erkennen war. Zur Bestätigung seiner Aussage hielt er dem Mann seinen Dienstausweis vor die Nase. Seine freie Hand nutzte Lohr, um seinen Zeigefinger senkrecht vor seine Lippen zu halten.

 

Ich will gar nichts von Ihnen. Außer, dass sie still sind und die Tür schließen.“ Noch eine kleine Winkbewegung mit der ausweisbewehrten Rechten und die Tür wurde leise zugezogen. Max Lohr hastete die Treppen in den zweiten Stock hoch. Die Wohnung von Josef Sterzel lag gleich rechts neben der Treppe. Der Kommissar klingelte. Nachdem das Klingelsignal verstummt war, drehte er seinen Kopf auf die rechte Seite um das linke Ohr näher an der Tür positionieren zu können. Er hörte erst Schritte, dann eine blecherne leise Stimme von unten. Sterzel hatte, seinen Besuch noch vor der Haustür vermutend, die Gegensprechanlage genutzt.

 

Ich bin schon hier oben vor der Wohnungstür“, sagte Lohr. „Ich bin Polizist und habe ein paar Fragen. Bitte öffnen Sie“. Auch diese Tür ging zuerst einen Spalt auf, nachdem Max Lohr sich jedoch vorgestellt und ausgewiesen hatte, öffnete der Mann die Tür vollständig und bat den Kommissar herein. Er führte ihn in die Küche, bemüht die Tür zum Wohnzimmer zu schließen.

 

Nicht aufgeräumt“, presste Sterzel mit einem bemühten Lächeln hervor und bot Max Lohr einen Stuhl an der Stirnseite seines Küchentisches an. „Was führt sie her?“

 

Sie kennen eine Frau Anne Beu?“.

 

Ja, warum?“, fragte Sterzel.

 

Der Kommissar ignorierte die Frage und hakte nach. „Wann haben Sie Frau Beu das letzte Mal gesehen“? Zuerst mal seine Aufrichtigkeit abchecken, dachte sich Max Lohr.

 

Weiß ich nicht so genau? Ist schon eine Weile her“, war die Antwort.

 

Gut“ reagierte Lohr. „Sie kennen auch Moritz Donner, den Lebensgefährten von Frau Beu?“.

 

Ja sicher. Er ist ja der Wirt in der Kneipe, aus der ich Anne kenne“.

 

Anne?“, fragte der Kommissar nach, „kennen Sie Frau Beu näher?“.

 

Sie ist die Wirtin. Siezen Sie die Bedienung in ihrer Stammkneipe?“

 

Und das ist alles, was sie für Sie ist? Die Wirtin ihrer Stammkneipe?“, fragte der Kommissar.

 

Ja. Sonst noch etwas?“

 

Ich möchte, dass sie sich folgendes Bild kurz anschauen. Kommen Sie näher“, sagte Max Lohr und hielt sein Smartphone mit dem Display nach vorne hoch, so das Sterzel es bequem sehen konnte.

 

Kennen Sie diesen Mann? Und erkennen Sie, wo das Bild aufgenommen wurde? Wie sie dem Datum links oben, sie müssen genau hinsehen, entnehmen können, wurde es heute Morgen aufgenommen.“

 

Ja und?“, erwiderte Sterzel. „Was soll das beweisen?“

 

Nun für´s erste, dass sie mich belogen haben. Ich muss sie bitten, mich auf das Revier zu begleiten. Wir werden unsere Unterhaltung dort fortsetzen. Ich rufe Ihnen einen Streifenwagen. Die Parkplätze am Revier sind knapp. Ach ja, sie sind vorläufig festgenommen. Nein, bitte telefonieren Sie nicht. Ihren Anwalt können Sie vom Revier aus anrufen. Hier telefoniert nur einer, nämlich ich“.