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Fatebug - Tödliches Netzwerk 62

 

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Normalerweise war es nicht so einfach einen Termin bei Kriminalrat Brandt zu bekommen. Einfach anrufen, sich ankündigen und vorbeikommen. So einfach ging das nicht. Jedenfalls für die meisten. Aber Detlef Schmittke verstand sein Geschäft. Und er war gut vernetzt, kannte auch das ein oder andere kleine Geheimnis und konnte das auch für sich behalten. Wenn es ihm nützlich schien. Es kostete ihn wenig Mühe zu Frau Meier-Uhland durchzukommen, die ihn natürlich pflichtgemäß mit einem Hinweis auf eine baldige Pressekonferenz abwimmeln wollte. Schmittke schaffte es jedoch, das Gespräch auf die Kölner Hotelszene im Bahnhofsviertel zu lenken und Frau Meier-Uhland zu überzeugen, ihrem Chef zumindest einige Schlüsselworte und seinen Wunsch nach einem kurzfristigen Gesprächstermin zu überbringen. Sie verstand zwar nur Bahnhof, musste aber fasziniert feststellen, dass die Worte „Fatebug“, „frühe Drohung“ oder „Warnung und verletzte Informationspflicht“ großen Eindruck bei Kriminalrat Brandt hinterließen. Denn nur 20 Minuten nachdem sie ihrem Chef die Worte übermittelt hatte, konnte sie den Reporter in ihrem Büro begrüßen und ihm weisungsgemäß gleich beim Kriminalrat ankündigen.

 

Guten Tag Herr Kriminalrat“, begrüßte Detlef Schmittke Kriminalrat Brandt. Nachdem dieser die Begrüßung erwidert hatte, ergriff Schmittke gleich die Initiative.

 

Schön, dass sie Zeit für mich haben“, sagte der Reporter. „Zuerst möchte ich ihnen versichern, dass ich ihre Bemerkungen in dem Video verstehen kann. Wir von den Medien können schon mal ganz schön nerven und einem die Zeit stehlen. Aber wir machen auch nur unseren Job. Denn auch wir wollen aufklären. Die Öffentlichkeit. Das Video und auch die geposteten Worte haben uns in der Redaktion doch sehr beschäftigt. Aber wir glauben, dass sich die Mühe gelohnt hat. Wir haben das, kann man es Rätsel nennen oder war es eher ein Hinweis, von diesem Fatebug, gelöst. Und sie können sich sicher vorstellen, dass uns das einigermaßen irritiert hat. Und bevor wir durch unglückliche Spekulationen wo möglich noch Panik verbreiten, dachte ich, ich schaue mal bei einem Insider vorbei. Vielleicht hilft es, die Seriosität unserer morgigen Ausgabe zu verbessern“.

 

Nun, Herr Schmittke, ich weiß nicht, worauf sie hinauswollen. Und dann kann ich ihnen nicht helfen. Das würde ich natürlich gerne, wenn es denn hilft, Panik zu vermeiden. Aber dazu müssen sie mir schon genau sagen, worum es denn geht.“

 

Herr Kriminalrat sie kennen doch den heutigen Kommentar, oder besser Post, von diesem Fatebug. Sie kennen auch das Video. Wir denken, nein wir sind uns sicher, dass wir die Botschaft verstanden und die Zusammenhänge recherchiert haben. Und jetzt wollen, nein müssen, wir das drucken. Und bitte, kommen sie mir nicht mit der morgigen Pressekonferenz“, sagte er als der Kriminalrat versuchte ihn zu unterbrechen. „Sie können sich sicher vorstellen, dass ich unsere bisherigen Rechercheergebnisse nicht bis morgen zurückhalten kann. Dann kennt sie die Konkurrenz ja auch. Und sie wissen doch wie umkämpft der Markt ist. Wenn sie Angst haben, dass wir Falschinformationen verbreiten, wüsste ich einen ganz einfachen Weg. Sie sagen mir jetzt schon, was sie wissen“.

 

Netter Versuch, aber sie wissen, dass ich ihnen keine Exklusivinformationen geben kann. Zudem weiß ich nicht, was die Ermittlungsbehörden aus ermittlungstaktischen Gründen öffentlich machen können und was nicht“, antwortete der Kriminalrat.

 

Ich könnte Ihnen ja ein paar Geschichten erzählen und sie sagen einfach richtig oder falsch. Dann laufen sie nicht Gefahr, mir mehr zu verraten, als ich schon weiß und ich kann mir bei dem ein oder anderen Aspekt noch überlegen, ob ich damit richtig liege oder nicht. Und es drucken lassen oder sein lassen“.

 

Und wir haben nicht miteinander gesprochen? Es gibt keinen Satz oder auch nur einen Hinweis, dass die Informationen von einem Vertreter der Behörden bestätigt wurden?“, fragte Brandt nach.

 

Ehrenwort“, antwortete der Reporter.

 

Na dann bin ich auf ihre Geschichte gespannt“.