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Fatebug - Tödliches Netzwerk 99

 

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Ihre Zeit läuft ab“. Eigentlich war das im Kern eine gute Nachricht, allerdings nur für die Ermittler. Für Staatssekretär Schneider klang das es eher wie eine Bedrohung.

 

Es war Oberstaatsanwältin Dr. Förster, von der diese deutlichen Worte kamen. Wie am Vortag besprochen, hatte sie ihn unmittelbar nach der Telefonkonferenz mit den Ermittlern angerufen und ihn über die aktuelle Lage informiert.

 

Ich weiß. Wir haben für morgen Vormittag bereits eine weitere Besprechung organisiert, um Vorschläge zu erarbeiten, mit denen wir Fatelog und Konsorten besser in die Verantwortung nehmen können. Sie habe ich nicht eingeladen. Bitte haben Sie Verständnis, aber der Fall liegt jetzt offiziell bei der Bundesanwaltschaft.“

 

Dann passen Sie aber bitte auf, was sie morgen sagen. Wenn Sie mehr wissen, als Frau Dr. Meinhoff ihnen mitgeteilt hat, bin ich sehr schnell als Quelle identifiziert“, sagte Oberstaatsanwältin Frau Dr. Förster

 

Ich bin kein Amateur“, erwiderte Staatssekretär Schneider. Langsam empfand er die Wortwahl der Oberstaatsanwältin als unangemessen. Etwas belehrend, was er bei Personen, die er als potentielle Bedrohung für seine politische Karriere empfand, überhaupt nicht ertragen konnte. Er beschloss den Ton zu verschärfen.

 

Das sie mit Frau Barwinski telefoniert haben, war in dem Fall aber eher kontraproduktiv. Sie haben es ja eben selbst angedeutet. Nicht alles, was für die Ermittlungen gut ist, ist auch hilfreich für uns“ sagte Schneider.

 

Ich habe auch noch ein Amt“, erwiderte sie ungehalten. Langsam fing sie an, an sich zu zweifeln. Nicht an ihrer Amtsführung, sondern ob es hilfreich war, ihrem sogenannten Parteifreund Informationen zukommen zu lassen. Sicher, sie verriet keine Geheimnisse, gab nur Informationen preis, auf die der Staatssekretär einen Anspruch hatte. Doch bis er sie über die offiziellen Kanäle bekommen würde, würde sicher einige Zeit verstreichen. Zeit die ihm fehlen würde, seine Pläne zu entwickeln und vorzubereiten. Und zu den Plänen gehörte sicher auch, nein nach ihrer Einschätzung sogar vordringlich, die Absicherung und Entwicklung seiner politischen Laufbahn.

 

Und sogar einen Eid geschworen. Wie sie. Und demnach sind wir verpflichtet, Schaden von unserem Land abzuhalten. Haben Sie sich schon mal ausgemalt, was in Folge des Aufruhrs des Täters zur Gewalt passieren könnte? Wenn hunderte gewaltbereiter Gegner der sozialen Netzwerke durch die Nächte marodieren.“ Jetzt war sie richtig in Rage geraten, politisch nicht ganz klug, aber ungeheuer erleichternd. „Und überhaupt“, fuhr sie fort. „Ich habe die Zwickmühle für Fatelog doch sogar noch enger gemacht. Wenn sie nicht zeitnah reagieren, unterstreicht das unsere Meinung, dass sie deutlich zu träge reagieren. Trotz expliziten Hinweisen auf die Wichtigkeit für eine Schadensbegrenzung. Wenn sie reagieren, sagen wir einfach. Geht doch! Offenbar hat es in der Vergangenheit nur am guten Willen oder zu geringen Ressourcen gelegen. Was man mit gutem Willen leicht ändern kann“.

 

Ja ich weiß“, sagte Schneider leise, bezog das aber weniger auf ihre Ausführung als eher auf die Erkenntnis wie clever die Oberstaatsanwältin argumentierte. Wie gefährlich sie ihm noch werden konnte.