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Fatebug - Tödliches Netzwerk 109

 

109.

 

 

 

Das haben wir doch alles schon in den Akten“, argumentierte Hauptkommissar Karst.

 

Ich möchte trotzdem nochmals mit Herrn Klein reden“, insistierte Hauptkommissar Faber.

 

Herr Klein hieß mit Vornamen Werner und war der Münchner Freund von Frau Tenzel. Was sie auch in den Akten hatten, waren die Adresse des Wohnortes und der Arbeitsstelle von Herrn Klein. Da der Abend noch weit entfernt war, fuhren die beiden Beamten zur Arbeitsstelle des Mannes unweit des Olympiaparks. Sie parkten auf dem ehemaligen Olympiagelände und gingen die paar Schritte bis zu dem Bürogebäude zu Fuß.

 

Am Empfang fragten sie nach Herrn Klein, der wenige Minuten später auf die kleine Sitzgruppe, mitten in der Empfangshalle, auf der sie Platz genommen hatten, zukam.

 

Hauptkommissar Karst und Klein kannten sich schon von den Ermittlungen nach dem Tod von Frau Tenzel.

 

Das ist Hauptkommissar Faber vom Bundeskriminalamt“, stellte Karst seinen Kollegen vor und schien Herrn Klein damit etwas zu erschrecken.

 

Keine Sorge“, beruhigte Faber. „In der Angelegenheit um den damaligen Tod von Frau Tenzel hat es neue Entwicklungen gegeben“. Erfolg hatte er mit diesem Versuch allerdings nicht. Ihr Gesprächspartner wirkte nach wie vor sehr besorgt.

 

Was denn für neue Entwicklungen?“, fragte Klein mit unsicherer Stimme.

 

Frau Schober, die Maklerin, wurde ermordet“, erklärte Hauptkommissar Karst.

 

Um Gottes willen“, stammelte Klein.

 

Wo waren sie am Freitagabend?“, fragte Hauptkommissar Faber.

 

Sie verdächtigen doch nicht etwa mich?“

 

Wir überprüfen viele infrage kommende Personen. Ob sie verdächtig sind oder nicht, können wir noch nicht sagen. Wenn sie uns allerdings sagen, wo sie Freitagabend waren und es dafür noch Zeugen gibt, können wir sie als Verdächtigen ausschließen“, antwortete Faber genervt.

 

Immer die gleichen Dialoge, das ging ihm langsam auf die Nerven.

 

Ich war in meiner Stammkneipe auf der Ridlerstrasse. Das können mindestens ein Dutzend Leute bezeugen“, sagte Klein, sichtlich erleichtert.

 

Irgendjemand bestimmtes den wir fragen könnten?“, hakte Faber nach.

 

Den Wastl, den Wirt. Der kann sicher bezeugen, dass ich fast den ganzen Abend da war“, antwortete Klein.

 

Und wann hat der ganze Abend in der Kneipe begonnen und wann war er zu Ende?“, fragte Faber nochmals nach.

 

Hin bin ich so gegen 19:00 Uhr und zu Hause war ich kurz nach Mitternacht. Und ich war in der Zeit nur da. Sonst nirgends.“

 

Ich möchte nochmals über den Selbstmord von Frau Tenzel sprechen“, lenkte Faber das Gespräch auf einen neuen Aspekt. „Warum meinen sie, hat Frau Tenzel sich umgebracht? Ich habe mir die Akten angesehen, eine schlüssige Begründung darin aber nicht entdecken können. Auch einen Abschiedsbrief oder Ähnliches hat es damals ja offenbar nicht gegeben.“

 

Das stimmt“, erinnerte sich Werner Klein. „Aber Steffi war durch die ständigen Anfeindungen der Nachbarn nur noch ein Nervenbündel. Sie war entweder total deprimiert oder total aggressiv. Dazwischen gab es nichts. Sie hatte versucht, ihre Stimmungsschwankungen in den Griff zu bekommen, mit Alkohol und Tabletten, aber besser wurde es nicht. Eher im Gegenteil.“

 

Und wie hat sich das auf ihre Beziehung ausgewirkt?“, wollte Hauptkommissar Faber dann wissen.

 

Anfangs habe ich versucht, sie da rauszuholen. Ich war jeden Abend da, habe versucht sie zu trösten, ihr Hoffnung zu machen, Wohnungen gesucht und ihr Vorschläge gemacht. Aber nichts hat geholfen. Sie hat sich immer mehr in sich zurückgezogen. Irgendwann habe ich mich dann auch zurückgezogen. Bin wieder mehr in die Kneipe gegangen und nur noch selten zu ihr. Da hat sie mir dann vorgeworfen, dass ich sie im Stich lasse. Was mich eher noch öfters in die Kneipe getrieben hat. Dass es so endet, habe ich mir nicht vorstellen können. Natürlich habe ich mir Vorwürfe gemacht. Ich mache mir heute noch Vorwürfe.“