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Fatebug - Tödliches Netzwerk 58

 

58.

 

 

 

Die Journalisten waren schneller. Jedenfalls war das Ermittlerteam ahnungslos, als gegen 10:30 Uhr Hauptkommissar Streckers Handy klingelte. Nach einer wie üblich selbstbewussten Meldung geriet er aber sichtlich aus der Fassung. Er antwortete nur stotternd und sein Gesicht färbte sich zunehmend rot. Das Handy noch am Ohr ging er quer durch den Raum, stellte sich neben Hauptkommissar Faber, gab seinem Telefonpartner zu verstehen, dass er jetzt auf Lautsprecher schalten würde und legte das Handy auf den Tisch.

 

Die Seite von dem Kölner Opfer sagten sie“ sprach er in Richtung Handy aus dem ein „Ja“ als Antwort kam.

 

Aufrufen, machen sie schon“, stammelte Strecker anschließend zu Faber.

 

Noch bevor er die Fatelogseite aufrief, schaltete der Hauptkommissar seinen Rechner auf die Bildschirme, sodass alle im Raum verfolgen konnten, was dort passierte.

 

Den Link vom neuen Fatebug-Post“, stammelte Strecker weiter.

 

Sekunden später war ein Video auf den Bildschirmen zu sehen. Es zeigte den Kölner Tatort aus der schon vertrauten Kameraperspektive. Doch im Gegensatz zur schon bekannten Szenerie war der im Film abgebildete Raum nun hell erleuchtet. Im Bild waren Hauptkommissar Strecker und Kriminalrat Brandt zu sehen, umgeben von einigen in Schutzanzügen gekleideten Spurensicherern, die durch die Bildperipherie huschten. Weshalb sich Kriminalrand Brandt so aufgeregt hatte, wurde klar, als plötzlich eine, seine Stimme aus dem Video ertönte: „Das darf nie an die Presse. Wenn das rauskommt, haben wir für die ganze nächste Woche die Titelseiten aller Zeitungen sicher und Heerscharen von Reportern am Hals. An die damit verbundene Panik der Öffentlichkeit will ich gar nicht denken müssen. Also kein Wort zur Presse. Schweigen aus ermittlungstaktischen Gründen und auf eine baldige Pressekonferenz verweisen. Sorgen Sie dafür, das dies alle Anwesenden erfahren und sich tunlichst daran halten. Ich bekomme spätestens morgen Mittag einen Bericht. Lassen Sie sich von Frau Meier-Uhland einen Termin geben“.

 

Und der Kriminalrat war nicht außer sich vor Wut, weil alle Welt nun wusste, das seine Sekretärin Frau Meier-Uhland hieß.

 

Wissen sie, wie ich davon erfahren habe?“, dröhnte es aus dem Telefon. „Ein Reporter der „Motiv“ hat angerufen. Frau Meier-Uhland hat ihn zwar abgeblockt. Glücklicherweise hat er versucht, sie zu überzeugen und sie in dem Gespräch dabei auf die Internetseite geführt. Und sie hat mich dann natürlich sofort informiert. Im Gegensatz zu ihnen. Seit wann wissen sie davon?“.

 

Wir haben die Kamera erst gestern Nachmittag gefunden. Dass auch von unseren Aktivitäten am Tatort Aufnahmen gemacht wurden, wissen wir auch erst seit gerade eben. Seitdem sie uns auf das Video aufmerksam gemacht haben“, versuchte Hauptkommissar Strecker zu beschwichtigen.

 

Können sie sich vorstellen, wie wir nun dastehen?“, dröhnte es wieder aus dem Telefon. „Der hat uns lächerlich gemacht. Vorgeführt. Als Dilettanten und als Geheimniskrämer. Ich möchte sie in spätestens einer Stunde hier in meinem Büro sehen. Egal wo sie jetzt sind“.

 

Sowohl seine letzten Worte als auch die Art und Weise, wie er den Hörer auflegte zeigten, dass Streckers Beschwichtigungsversuch nicht funktioniert hatte.

 

Ich muss dann wohl mal kurz nach Köln“, sagte er kleinlaut. „Aber ich denke, sie kommen auch eine Zeit lang ohne mich aus. Mein Chef offenbar nicht“. Er war schon dabei, den Raum zu verlassen, als er ein „Stopp“ vernahm, das in seiner Lautstärke durchaus mit Kriminalrat Brandt mithalten konnte. Es kam von Hauptkommissarin Garber.

 

Nicht nur Kriminalrat Brandt, auch wir werden eine Menge zu erklären haben. Sehen sie sich den Text an, den er zu diesem Video gepostet hat.“

 

Die Rache ist mein; ich will vergelten.

 

Sei nicht schnellen Gemütes zu zürnen; denn Zorn ruht im Herzen eines Narren“.

 

Verdammt. Ich glaube, ich verstehe ihn langsam“, sagte Kommissar Sehlmann. „Ich habe eine Theorie. Bevor wir damit hausieren gehen, sollten wir uns aber ein gemeinsames Bild machen. Frau Garber, Herr Warnecke, Herr Faber und auch sie Herr Strecker, bitte kommen Sie mit mir in den kleinen Besprechungsraum. Ich möchte ihnen was erzählen und ihre Meinung hören. Nein auch sie Herr Strecker“, bekräftigte er, als Strecker durch ein Wedeln mit den Händen abwiegeln wollte. „Sie werden die Informationen in dem Gespräch mit ihrem Chef brauchen“.