· 

Fatebug - Tödliches Netzwerk 59

 

59.

 

 

 

Sei nicht schnellen Gemütes zu zürnen, denn Zorn ruht im Herzen der Narren“.

 

Was will er damit sagen?“, fragte Detlef Schmittke, Redakteur beim Rheinischen Anzeiger, einem der auflagenstärksten Blätter im Köln/Bonner Raum, in die Runde seiner Kollegen.

 

Keine Ahnung“, war der einzige Kommentar, der aus der Runde kam. „Was ist denn das überhaupt für ein Spruch?“

 

Das ist ein Bibelvers“, antwortete Schmittke, „aber das ist jetzt völlig egal. Das stand doch auch in der Email an uns. Der erste Satz des Posts allerdings nicht. Ich werde das Gefühl nicht los, der zweite Teil ist speziell an uns gerichtet. Also, wem galt unser Zorn?“, fragte er erneut in die Runde.

 

Das ist ja wie beim Riddler“, warf sein Kollege Scheffer ein. „Na der durchgeknallte Typ aus Batman, der immer so komische Rätsel stellt“, ergänzte er als er auf seine Bemerkung nur fragende Blicke seiner Kollegen erntete.

 

Konzentriert euch lieber“, fauchte Schmittke die Gruppe an. „Los, wem galt unser Zorn? Vorschläge!“

 

Ach verpisst euch! Ihr hindert mich nur am Nachdenken. Raus hier. Aber schnell“, brüllte er seine Kollegen an, als auch dieses Mal keine Resonanz kam.

 

Kein Grund, gleich wütend auf uns zu sein. Du hast ja selber keine Idee“, konterte Thomas Scheffer.

 

Danke. Das ist es. Die Narren waren wir. Wir sollen die Polizei nicht in die Pfanne hauen, weil wir es auch selbst hätten wissen müssen. Das ist es. Los, ich brauche alles, was wir in der Presse und im Internet über die Mordfälle haben. Da gibt es eine Information, die wir bisher übersehen haben. Los. Suchen. Die Konkurrenz schläft nicht“.

 

Wenige Minuten später herrschte im Raum eine konzentrierte Geschäftigkeit. Ein halbes Dutzend Redakteure und Volontäre sichteten Dokumente, Berichte und Einträge in den sozialen Netzwerken. Doch es war Schmittke selbst, der plötzlich zu lachen anfing, den Kopf schüttelte und sagte: „Wir waren wirklich Narren. Es war wirklich die ganze Zeit vor unseren Augen. Ihr könnt aufhören zu suchen. Scheffer, bitte besorge mir einen Fotografen. Einen, der gut in Porträts ist. Wir machen einen Ausflug in unser schönes Polizeipräsidium“.