· 

Sieg ohne Fairness?

Das Thema ist nicht neu, doch derzeit wieder akut. Geisterten vor wenigen Wochen noch die seitens der AfD gestarteten Melde-, oder sollte man besser sagen, Denunziationsportale durch die Presse, so gibt es aktuell einen neuen Fall. Der Ersteller ist dieses Mal ein Schüler, der 17-jährige Benjamin Hadrigan. Wie funktioniert die App namens "Lernsieg"? Die Nutzer können sich dort mit ihrer Telefonnummer registrieren lassen und Lehrer an Schulen anonym bewerten. Die App bietet acht Bewertungskategorien, zum Beispiel Fairness, Respekt, Vorbereitung oder Durchsetzungsfähigkeit. Pro Kategorie können die Nutzer bis zu fünf Sterne vergeben. Während die Bewerter anonym bleiben, sind die Lehrer mit ihren vollen Namen aufgeführt.  Eine Chance sich per Kommentar zu den Bewertungen zu äußern, bietet die App nicht. 

Nun ist gegen Kritik, sofern sie fair und konstruktiv ist, ja echt hilfreich. Aber die App bietet alle Voraussetzungen, um diese Ziele nicht zu erfüllen. Vielmehr steht zu befürchten, dass die Lehrer gezielt gemobbt und beschädigt werden. Schülern, die sich unfair behandelt fühlen oder generell Menschen die einfach Spaß daran haben, andere "runterzumachen" bietet die App ein willkommenes Spielfeld. Eine Unterscheidung von "ernst gemeinten" Bewertungen zu solchen Diffamierungen gibt es aber nicht. Kein Wunder, dass Lehrer und Gewerkschaften gegen die App Sturm laufen. Was meint der Autor der App? "Wir nehmen an, dass die Schüler so fair sind, dass sie nur den Lehrer bewerten, den sie wirklich haben." Naiv, in Anbetracht der umfangreichen Erfahrungen, die die Menschheit mit sozialen Netzwerken hat oder einfach ohne Skrupel, weil man damit Geld verdienen kann. Auch eine Erfahrung, die wir mit sozialen Netzwerken reichlich gemacht haben. Mehr?

https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/bewertungs-app-lernsieg-schueler-koennen-lehrer-in-neuer-app-anonym-bewerten-a-1296696.html