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Fatebug - Tödliches Netzwerk 71

 

71.

 

 

 

Wir haben jetzt schon hunderte von Selbstanzeigen“, sagte Kommissar Marten, als sich das Ermittlerteam nach der Mittagspause im Konferenzraum traf. „Aber viele davon sind auch das Ergebnis von Trittbrettfahrern oder Psychopathen die sich grundlos melden. Und die Scherzbolde, die mit ähnlichen Nutzernamen versuchen, andere Nutzer zu erschrecken. Wir haben schon die abenteuerlichsten Absender von „Faithbug“ bis „Fakebutt“ gesehen. Einige der Namen waren wenigstens originell. Wir prüfen natürlich jeden Fall. Die Falschen haben wir schnell, trotzdem beschäftigt uns die Sichtung erheblich. Die schiere Menge macht uns zu schaffen. Es kommt deutlich mehr rein als wir derzeit wegschaffen können. Es gibt aber auch echte Fälle. Vor gut einer Stunde waren es wohl neun. In München, dem Allgäu, Stuttgart, zwei im Hunsrück, drei im Ruhrgebiet und einer in Berlin. Wir haben jeweils Teams hingeschickt, um die Personen zu befragen. Die zuständigen Staatsanwaltschaften sind eingebunden, zwecks Strafverfolgung.“

 

Es gibt also weitere potentiell markierte Opfer?“, fragte Hauptkommissar Strecker nach.

 

Das ist offenbar ein Teil seines Plans. Ein wesentlicher Teil. Damit erhöht er seine Reichweite erheblich. Er kann ja nur begrenzt viele Morde begehen. Aber Posts zu verschicken ist nichts, was viel Zeit und Mühe kostet“, erläuterte Kommissar Sehlmann.

 

Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Leute in Gefahr sind“, erwiderte Strecker. „Er muss, und so clever wie er bisher war, wird er, doch damit rechnen, dass wir die Leute beobachten. Er will uns beschäftigen. Nein, wir sollten unsere Zeit nicht damit verschwenden. Wenn jemand so viel investiert, aus Rache, dann will er doch auch den eigentlichen Grund erwischen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er andere umbringt. Aber denjenigen, der ihn zu dem gemacht hat, was er ist, nur nötigt, sich zu outen. Nein, wir müssen uns auf das Umfeld der Mordopfer konzentrieren. Dort finden wir den Täter“.

 

Aber wir können die Personen, die sich melden, nicht einfach im Stich lassen. Wenn wir uns irren und nur einer Person passiert etwas, ohne dass wir uns um ihren Schutz bemüht hätten, wird man uns verantwortlich machen. Wir haben keine Wahl, nicht nach unserem Aufruf“, entgegnete Hauptkommissar Faber.

 

Aber ein Problem bekommen wir damit schon“, meldete sich Kommissar Marten. „Laut unserem gerade aktuellen Register haben wir mittlerweile über 20 Nutzer mit echten Drohposts, das heißt, die Zahl hat sich binnen einer guten Stunde mehr als verdoppelt. Und unser Aufruf ist mal gerade einen halben Tag in der Öffentlichkeit. Viele Kandidaten werden ihn noch nicht gelesen oder gehört haben, viele werden noch grübeln und abwägen, ob sie sich melden sollen. Ich schätze das werden noch deutlich mehr“.

 

Wir werden beides tun müssen“, schaltete sich Hauptkommissarin Garber ein. „Die einen schützen und uns noch tiefer in das Umfeld der Opfer graben. Ich denke, Kollege Strecker hat recht. Der Mörder wird sicher die Person bestrafen wollen, die der Auslöser für seinen Feldzug war.“

 

Gut, dann konzentrieren sich die Kollegen Strecker, Warnecke und Steiger mit den lokalen Behörden auf die Recherchen im Umfeld der Opfer an ihren Standorten“, sagte Hauptkommissar Faber. „Die anderen verbleiben vor Ort und verfolgen die bisherigen Ermittlungsansätze weiter. Die Leitung übernimmt Hauptkommissarin Garber. Ich setze mich mit der Oberstaatsanwältin wegen der Nutzer, die sich gemeldet haben, in Verbindung. Sofern es keine dringenden Anlässe gibt, stimmen wir uns morgen um 9:00 Uhr ab.

 

Danke“.