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Fatebug - Tödliches Netzwerk 83

 

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Er war schon ziemlich müde. Die Reise war aber auch zeitaufwändig, nein generell aufwendig. Zuerst mit dem Wagen zurück von Bielefeld nach Hause. Dann umziehen, Gepäck aufnehmen, mit dem Taxi zum Bahnhof und von dort mit dem Zug nach Frankfurt. Dort hatte er sich ein Auto gemietet.

 

Jetzt war er schon zwei Stunden mit dem Auto unterwegs. Die Fahrt nach Süden, insbesondere an einem Freitagnachmittag, war kein Vergnügen. Er schätzte, dass er mindestens 3 Stunden brauchen würde. Bis zum Ziel. Dieses Mal war es riskant. Er musste mit dem Auto bis zum Ziel fahren. Das Auto während der Fahrt vor dem Haus stehen lassen, für alle sichtbar. Denn auch für die Rückreise benötigte er das Auto. Er würde es aber in München zurückgeben. Er musste damit rechnen, dass sie den Wagen schnell finden würden. Daher hatte er es auch unter falschem Namen gemietet, hatte sich falsche Papiere besorgt, war quasi in das kriminelle Milieu abgerutscht. Deshalb auch die Vorsichtsmaßnahmen bei der Ausleihe. Gott sei Dank, war es kalt genug, so dass es keinem ungewöhnlich vorkam, wenn er mit Handschuhen fuhr. Aber auch wenn es ziemlich anstrengend gewesen war, bisher war es gut gegangen. Niemand hatte Verdacht geschöpft, er war „on the road“.

 

Es würde wieder ein Heimspiel werden. Eigentlich wohnte sein nächstes Opfer in München. Er fuhr aber in das Allgäu. Denn dort hatte sein Opfer ein Ferienhaus. Und sie fuhr jedes Wochenende dahin. Irgendwie hatte er Glück. In München wäre das Vorhaben schwieriger geworden. Fast unmöglich. Wie in Bischofswerda, aber es zog die Deutschen am Wochenende ja hinaus auf´s Land.

 

Aber auch so war es riskant. Er würde klingeln müssen und sie an der Tür überwältigen. Dabei konnte natürlich ziemlich viel schief gehen. Zum Beispiel, wenn sie nicht allein war, obwohl das sehr unwahrscheinlich war. Er hatte sie mehrere Wochenenden beobachtet. Getarnt als Wanderer, Mountainbiker und Angler. Glücklicherweise war die Gegend touristisch gut gefragt und ausgebaut. Da fallen Fremde nicht auf, sie gehören eher dazu. Sie war immer allein gekommen, allein geblieben, allein gefahren.

 

Er war dieses Mal auch etwas nervöser. Obwohl er ja eigentlich hätte ruhiger werden sollen. Durch die Erfahrungen, die er bei seinen bisherigen Aktivitäten gewonnen hatte. Aber er hatte sich bei seinen Besuchen vor Ort im Allgäu nicht getraut in das Ferienhaus einzudringen. Sicher, es gab Fensterläden und die hatte sie auch immer schön geschlossen, schon zeitig am Abend. Insofern war er sicher, dass es keine ungebetenen Beobachter geben würde. Aber er wusste, was ihn an Möglichkeiten oder Hindernissen drinnen erwartete. Zur Not würde er auf dem Fußboden arbeiten müssen. Für sein Opfer würde das keinen Unterschied machen, aber für seinen Rücken und die Knie war das Gift. Es war so schon eine anstrengende Woche gewesen. Er war jetzt schon ziemlich müde. Trotzdem würde er sofort anfangen müssen. Je kürzer der Wagen vor der Tür stand, desto besser. Und die Frau würde wahrscheinlich schon am Montagmorgen vermisst werden. Dann würde es höchstens bis zum Mittag dauern bis jemand in der Hütte nachsehen würde. Dann sollte sie tot sein. Sicher tot sein.