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Fatebug - Tödliches Netzwerk 93

 

93.

 

 

 

Die Rückreise hatte Stunden gedauert. Länger als erwartet, aber es hatte ihm nichts ausgemacht. Der Zug war nur mäßig frequentiert, er musste nicht umsteigen, konnte also die meiste Zeit schlafen oder zumindest dösen.

 

Er war sehr zufrieden, mit sich und seiner Reise. Eigentlich war es besser gelaufen als gedacht. Es bestanden gute Chancen, dass er und der vor dem Tatort geparkte Leihwagen nicht aufgefallen waren, dass die Ermittler die Spur zum Wagen nie fanden, ihr gar nicht bis zum Flughafen folgen konnten. Er hatte zwar alle erdenkliche Mühe darauf verwendet, auch diese Spur zum Versiegen zu bringen, jedoch war ein Restrisiko geblieben. Sie würden zwar keine Fingerabdrücke finden, aber DNA-Spuren hatte er wahrscheinlich im Fahrzeug hinterlassen, Hautschuppen, Haare, irgendwelche Hinterlassenschaften seines Körpers, die er nicht vermissen, die ihn aber unweigerlich identifizieren würden. Damit würden sie ihn überführen können. Sofern sie ihn irgendwann erwischen würden. Was hoffentlich noch dauern würde. Denn es gab noch viel zu tun.

 

Das Wochenende, besser gesagt den Rest des Wochenendes, würde er damit zubringen das Material des letzten Mordes zu bearbeiten. Er hoffte zwar es nicht schon zu Anfang der nächsten Woche nutzen zu müssen, idealerweise würde die Tat in Bischofswerda in den nächsten Tagen die Medien füllen. Er war natürlich anhängig von der Entdeckung der Tat in Bad Hindelang. War die Leiche einmal gefunden, so hatte er nur zwei bis drei Tage für die Veröffentlichung, ansonsten wäre die Wirkung verpufft.

 

Und Öffentlichkeitsarbeit war das Thema für die nächste Woche. Es war das Erste, was er zu Hause getan hatte, den Rechner hochfahren, sein neue Fatelogseite aufrufen und nachschauen, wie viele Likes er eingesammelt hatte. Weit über 50000 schon, was bedeutete, dass sich die vor dem Ausflug in das Allgäu versandten Mails bereits gut verbreitet hatten. Es war zwar nicht ersichtlich, wie viele Nutzer die neuen Videos bereits gesehen hatten, wie viele wussten, dass Fatebug jetzt Faithback war. Wie viele sein Symbol, nein ihr Symbol kannten. Das Symbol ihrer Bewegung, der Bewegung gegen den Meinungsterror.

 

Aber 50000 waren es mindestens und schon bald würden es mehr, denn wenn die Medien erst über seine Arbeit in Bischofswerda berichteten, würden die Zahlen in die Höhe schnellen. Bis sie es schafften, auch diesen Account, den Account von Faithback zu sperren oder zu löschen. Diesmal würde es deutlich schneller gehen als bei Fatebug. Was aber ein gutes Zeichen wäre, würde sich doch zeigen, dass sein Tun Wirkung zeigte. Das Fatelog verstanden hätte. Und wenn nicht, hätte er eine weitere Lektion für sie. Dafür, auch dafür war er ja in Bad Hindelang gewesen.