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Fatebug - Tödliches Netzwerk 101

 

101.

 

 

 

Die morgendliche Besprechung der Ermittler verlief dieses Mal deutlich produktiver als die meisten der vorangegangenen Treffen. Zumindest, wenn man gewonnene Klarheit als Beitrag zur Produktivität zählt.

 

Sie waren Fatebug nicht näher gekommen, konnten zwischenzeitlich aber ihren Berg an Arbeit deutlich reduzieren.

 

Nachdem die Dresdner Pathologen den Tatzeitpunkt auf Samstag, den 19.11., wahrscheinlich vormittags, datiert hatten, waren sie ausgeschwärmt, um die Alibis ihrer potentiellen Verdächtigen zu überprüfen.

 

Gleich nach der Telefonkonferenz am Sonntagvormittag hatten die Hauptkommissare der ersten drei Tatorte ihre Mannschaften in die Präsidien gerufen, wo sie ungeduldig auf das Ergebnis der Pathologen aus Dresden warteten.

 

Gegen 16:00 Uhr war es dann soweit. Hauptkommissar Faber schickte eine Nachricht mit dem ermittelten Tatzeitpunkt und die Teams konnten sich auf den Weg machen.

 

Die jeweiligen Teamleiter hatten die Wartezeit genutzt, um die anstehenden Besuche auf die einzelnen Ermittler zu verteilen.

 

Sofern die Zielpersonen und ihre Alibis erreichbar waren, sollten die Überprüfungen bereits Montag früh abgeschlossen sein.

 

Und mit den Berichten der Hauptkommissare von den einzelnen Dienststellen zerstoben ihre Verdächtigen wie Seifenblasen. Eine nach der anderen, entpuppte sich als das, was sie immer gewesen waren. Fragile Hoffnungen ohne wirkliche Substanz, hohl und unbeständig.

 

Die Bonner Ermittler hatten die Kontakte aus dem Yoga-Zentrum und dem Frauenmuseum überprüft. Sich Aufenthaltsorte und Begleitpersonen nennen lassen, diese aufgesucht und befragt.

 

Die Befragten waren nicht erfreut gewesen. Manche hatten ihren Unmut verborgen, andere nicht. Verständlich, kamen die Ermittler zu vielen erst in der Nacht, störten sie in Restaurants, rissen sie aus dem Schlaf.

 

Gleiches hatten die Hamburger Kollegen im Umfeld der Universität, Freunden, Freundinnen, Feinden des Hamburger Opfers getan. Ebenfalls erfolgreich. Alle sogenannten Verdächtigen wurden angetroffen, die Alibis konnten erfolgreich überprüft werden. Nur der Bruder der Studentin war immer noch nicht auffindbar gewesen, aber ihn hatten sie sowieso nur der Sorgfalt und Vollständigkeit auf ihrer Liste.

 

Selbst in Köln waren die Ermittler nochmals ausgeschwärmt. Unwillig, denn Hauptkommissar Strecker hatte seine Skepsis, dass der Mörder im Umfeld des Kölner Opfers zu finden war, nicht verborgen gehalten. Und sie hatten die von Strecker erwarteten Ergebnisse erhalten. Alle Befragten hatten Alibis.

 

Damit schien Streckers Theorie, dass der Mörder im Umfeld der Opfer zu suchen war, widerlegt. In Bonn, Hamburg und Köln gab es nichts mehr, was den Begriff Spur auch nur annähernd gerechtfertigt hätte. Dass der Täter im Umfeld des Dresdner Opfers zu suchen war, schien, in Anbetracht dessen, was sie bisher über sein Leben wussten, ebenfalls unwahrscheinlich.

 

Entweder seine Theorie war falsch oder das Ende war noch nicht erreicht.

 

Es gab auch noch weitere gute Neuigkeiten. Die Fatelogseite von Faithback war vom Netz. Der Zähler hatte zu dem Zeitpunkt über 90.000 registriert.

 

Das passte zu den schlechten Nachrichten, die es auch noch gab. Ihnen lagen über ein Dutzend Meldungen von gewaltsamen Übergriffen vor, die die lokalen Behörden mit Fatebug in Verbindung brachten. Bei einigen gab es keine Zweifel. Oft hatte man den misshandelten Opfern das Symbol angeheftet oder aufgemalt.