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Fatebug - Tödliches Netzwerk 110

 

110.

 

 

 

Schön, dass sie kommen konnten“, begrüsste Staatssekretärin Dr. Buhr ihre Besucher. „Frau Dr. Barwinski, Herr Dr. Gassmann, das ist mein Mitarbeiter, Herr Ascher. Ich hoffe Sie beide hatten eine gute Anreise. Kann ich ihnen einen Kaffee oder sonst etwas anbieten, bevor wir zur Sache kommen?“.

 

Beide Gäste lehnten dankend ab, sie waren nicht zum Kaffeetrinken nach Berlin in das Bundesministerium der Justiz gekommen.

 

Die Einladung hatte Frau Dr. Buhr dem deutschen Geschäftsführer von Fatelog beinahe beiläufig am Vorabend nach ihrem gemeinsamen Auftritt bei der Talkshow übermittelt. Vor Zeugen, sie hatte ihm keine Chance zur Flucht gelassen.

 

Und ihn die Nachtruhe gekostet, weil ihm keine Zeit mehr blieb. Er und auch sein irischer Kollege hatten die Nacht mit Telefonaten mit dem amerikanischen Management verbracht, mit hektischen Versuchen eine gemeinsame Position abzustimmen, Vorschläge zu erarbeiten, wie man den deutschen Behörden entgegenkommen könnte.

 

Spätestens seit die US-Kollegen seinen bescheidenen Auftritt in der Talkshow gesehen hatten, sollten sie doch den Ernst der Lage erkannt haben. Trotzdem hatten sie ihn mit leichtem Gepäck nach Berlin geschickt, viel anzubieten hatte er nicht.

 

Und genau das wollte Frau Dr. Buhr jetzt hören.

 

Wie ich gestern schon…“, begann Gassmann, wurde aber sofort von der Staatssekretärin gestoppt.

 

Herr Dr. Gassmann, ich habe ihnen gestern zugehört. Alles was sie gestern gesagt haben, weiß ich schon. Bei Wiederholungsbedarf kann ich mir die Aufzeichnung ansehen. Meine Zeit ist kostbar. Also, was haben sie uns anzubieten? Wie sieht ihr Beitrag zur Deeskalation der Lage aus?“

 

Wir sind bereit, unsere Kapazitäten zur Bearbeitung der Anfragen kurzfristig zu erhöhen. Sofern wir natürlich ausreichend qualifiziertes Personal finden. Wie sich sicher vorstellen können, ist es nicht so einfach, Nachrichten auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Deshalb haben wir auch schon Kontakt mit renommierten Medienunternehmen aufgenommen. Um auszuloten, inwieweit sie uns helfen können, Fakenews zu identifizieren und zu widerlegen“, bot Dr. Gassmann an.

 

War das schon alles?“, fragte die Staatssekretärin nach. „Nicht das wir ihren Vorschlag nicht gut heißen. Aber wir hatten uns mehr erhofft, mehr erwartet. Wenn Sie vor einem Jahr damit gekommen wären und sich auch konsequent bemüht hätten das umzusetzen, dann wären wir versucht, ihnen Glauben zu schenken. Aber von dem, was ihr Unternehmen uns damals versprochen hat, hat sich so gut wie nichts erfüllt. Im Gegenteil, schauen Sie sich an, wie sich die Dinge entwickelt haben. Was wir wollen, nein was wir brauchen sind konkrete Vorschläge. Mit Terminen und Garantien. Sagen Sie das ihren Herren in den Staaten. Und zu ihrer Motivation wird Ihnen der Kollege Ascher gleich einige Hinweise geben, mit welchen Vorschlägen mein Minister nächste Woche in das Kabinett marschiert. Machen sie Frau Dr. Barwinski ihren Job doch etwas einfacher. In der gegenwärtigen Situation wird sie schwerlich Fürsprecher für ihr Unternehmen gewinnen können. Niemand, egal von welcher politischen Fraktion, wird derzeit auch nur einen Finger für ihr Unternehmen rühren. Herr Ascher gibt ihnen auch noch eine Nummer, unter der sie uns jederzeit erreichen können. Aber bitte rufen Sie erst an, wenn sie wirklich gute Vorschläge haben. Ich muss mich jetzt leider verabschieden, ich habe noch einen Termin. Nochmals danke für ihr Kommen“.

 

Damit erhob sich die Staatssekretärin und verließ den Raum.