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Fatebug - Tödliches Netzwerk 118

 

118.

 

 

 

Hauptkommissarin Garber hatte die Ermittler in Teams aufgeteilt. Hauptkommissar Warnecke übernahm mit seinen Kollegen das Frauenmuseum, Hauptkommissar Strecker erwischte wieder das Yoga-Zentrum samt der Freundinnen von Frau Schuster.

 

Die meisten Befragten erreichten sie natürlich an ihren Arbeitsplätzen. Holten sie aus Besprechungen, unterbrachen Telefonate, legten ihnen die Bilder vor und notierten Namen und Adressen. Sie hakten in ihren Listen Einträge ab, fügten neue hinzu, recherchierten Adressen und Telefonnummern.

 

Es schien, als sollte der Hauptkommissar Recht behalten. Die meisten der Befragten erkannte einen Großteil der auf den Fotos abgebildeten Personen. Viele Unbekannte, so der Eindruck der Ermittler, würden nicht übrig bleiben. Und sie waren zügig vorangekommen, beide Teams waren weit vor 15:00 Uhr wieder zurück in Meckenheim. Kommissar Marten konnte noch, ohne in Zeitnot zu geraten, die Ergebnisse zusammentragen.

 

Um 15:00 Uhr saßen sie alle zusammen in ihrem großen Besprechungsraum im Meckenheimer BKA-Gebäude.

 

Hauptkommissar Faber war, wie geplant, rechtzeitig aus München zurückgekehrt und leitete die Besprechung.

 

Er wollte gerade das Wort ergreifen, als ihm auffiel, dass Strecker fehlte.

 

Er sagte, dass er einen dringenden Termin hat. Er ist telefonisch zugeschaltet“, erläuterte Frau Garber.

 

Entschuldigung“, meldete sich Strecker über die Freisprechanlage. „Ich erkläre das später. Lassen sie sich nicht aufhalten“.

 

Ok. Marten, was haben wir?“, sagte Hauptkommissar Faber.

 

Hauptkommissar Strecker hatte Recht. Zumindest was seine These anging, dass sich die Besucher der Vernissage größtenteils untereinander kannten. Wir haben alle Personen, die auf den Bildern zu sehen waren, eindeutig identifiziert. Bis auf zwei. Die beiden hier“, sagte er und warf mittels des Beamers die Bilder von zwei Personen auf die weiße Wand des Besprechungsraums hinter ihm“.

 

Entschuldigung“, kam Streckers Stimme wieder aus dem Lautsprecher. „Ich kann die Bilder natürlich nicht sehen. Können sie mir die beiden Fotos auf mein Handy schicken?“.

 

Ja, gleich nach der Besprechung“, antwortete Kommissar Marten.

 

Nein! Sofort“, kam die Stimme des Hauptkommissar brüllend aus dem Telefon.

 

Entschuldigung“, mischte sich Hauptkommissar Faber ein. „Was ist so wichtig, dass das nicht 5 Minuten warten kann? Wo sind sie überhaupt?“

 

Ich parke vor dem Haus mit der uns bekannten Adresse von Ralf Heeger. Den wir bisher nicht angetroffen haben. Wenn sie mir jetzt die verdammten Bilder schicken, kann ich endlich dort rein marschieren, sie den Mietern der anderen Wohnung zeigen und wir wissen, ob einer und wenn ja, welcher der beiden dieser Heeger ist. Ich will das sofort wissen und wenn sie das auch interessiert, schicken sie mir endlich die beiden verdammten Bilder. Ich melde mich gleich wieder.“

 

Er hatte aufgelegt. Hauptkommissar Faber nickte seinem Kollegen Marten nur zu, worauf dieser sich sofort mit seinem Computer beschäftige. Nach nur wenigen Sekunden blickte er auf und nickte seinerseits Faber zu.

 

Ein gebanntes Schweigen hielt Einzug, alle Blicke fokussierten das Telefon, das zwischen Marten und Faber auf dem Tisch stand. Die Spannung im Raum war kaum zu ertragen. Minutenlang starrten sie auf das Telefon, keiner traute sich, etwas zu sagen.

 

Obwohl sie alle es erwartet hatten, zuckten einige merklich zusammen, als das Telefon endlich läutete. Marten nahm das Gespräch an und schaltete es gleich auf den Lautsprecher.

 

Da bin ich wieder“, meldete sich Hauptkommissar Strecker.

 

 

 

Unmittelbar nachdem er das vorherige Gespräch beendet hatte, war er ausgestiegen und zur Haustür gehetzt. Er hatte es nicht weit gehabt, hatte wieder direkt vor dem Haus geparkt, wieder in der zweiten Reihe. Dann hatte er geklingelt. Er hatte sich nicht damit aufgehalten nur einen Klingelknopf zu drücken, er benutzte gleich alle Knöpfe und war in den Hausflur gestürmt, sobald der elektrische Türöffner surrte.

 

Schon im Erdgeschoss war eine der Wohnungstüren besetzt. Die junge Frau, mit der sie bereits am Vortag gesprochen hatten, stand in der halb geöffneten Wohnungstür. Wie gestern.

 

Gut“, dachte sich Strecker. „Dann brauche ich mich nicht mit langen Vorreden aufhalten“.

 

Also zückte er sofort sein Handy, bat die Frau um einen Augenblick Geduld und hielt ihr dann sein Handy mit dem Display förmlich vor die Nase.

 

Kennen Sie diesen Mann?“, fragte er die Frau.

 

Nein, wer soll das sein?“, fragte die Frau.

 

Strecker nahm das Handy runter, hielt es so, dass er das Display sehen konnte, machte eine ungelenke Wischbewegung mit seiner anderen Hand und hielt der Frau das Display wieder vor ihr Gesicht.

 

Und den?“, fragte er.

 

Das ist doch Herr Heeger“, antwortete die Frau.

 

Strecker machte auf dem Absatz kehrt, ohne Zeit damit zu verschwenden, sich zu bedanken. Er stürmte zu seinem Auto, wo er mit zittrigen Fingern die Nummer der Sonderkommission wählte.

 

Im Konferenzraum brach Hektik aus, nachdem Strecker sie über das Ergebnis seines Ausfluges informiert hatte.

 

Wir haben ihn. Die Nummer zwei ist Heeger“, sagte Hauptkommissar Strecker. Der Rest seiner Worte ging im Jubel unter.

 

Ruhe“, brüllte Hauptkommissar Faber in den Raum.

 

Trotz der exzellenten Arbeit des Kollegen Strecker haben wir erst einmal gar nichts außer einer heißen Spur. Aber das ist viel, viel mehr als wir bisher hatten“, ergänzte er mit einem breiten Grinsen.

 

Allerdings, wir haben ihn noch nicht, wissen noch nicht einmal definitiv, ob er es war“, fuhr er fort.

 

Ich brauche ein SEK und einen Durchsuchungsbefehl“, rief Strecker aus dem Telefon. „Ich habe nicht bei ihm geklingelt. Ich glaube zwar nicht, dass er zu Hause ist, kann es aber nicht ausschließen. Und ob zu Hause oder nicht, wir müssen da jetzt schleunigst rein. Wenn wir mehr wissen wollen, wenn wir ihn finden wollen“.

 

Wir kümmern uns darum. Und kommen zu Ihnen raus. Warten Sie auf das SEK, dann gehen sie rein. Sie sollen aber vorsichtig sein, möglichst keine Spuren verwischen. Marten, rufen Sie Frau Meinhoff an. Schildern Sie ihr, was sie wissen und bitten sie um einen Durchsuchungsbeschluss. Wir brauchen ihn dringend; es ist Gefahr im Verzug. Herr Lohr, schicken sie ein SEK auf den Weg. Und die Spurensicherung. Alle zur Adresse von Heeger. Frau Garber und ich fahren ebenfalls dort hin.“