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Fatebug - Tödliches Netzwerk 8

 

8.

 

 

 

Für Max Lohr schien es eine Art Glückstag zu werden. Schon wieder fand er einen Parkplatz direkt vor seinem Ziel, der Kneipe „Harry´s Schenke“ auf der Herler Straße. Es war gegen 14:00 Uhr als er den Schankraum betrat. Dieser befand sich auf Kellerniveau, war also fensterlos und nur über eine Treppe zu erreichen. Schräg gegenüber der Tür befand sich ein langer Tresen aus dunklem Holz, mit einigen davor stehenden Hockern. Nach rechts öffnete sich ein Gastraum mit einigen Tischen für vier bis acht Personen, insgesamt, so schätzte der Kommissar, fanden in der Kneipe ungefähr 50 Menschen Platz. Obwohl er sich nicht vorstellen konnte, warum sich so viele Menschen in diesem fensterlosen Raum zusammenfinden sollten. Im Moment waren nur drei Hocker mit Männern fortgeschrittenen Alters besetzt, hinter dem Tresen stand eine Frau die deutlich jünger als Moritz Donner schien, die zwanzig aber auch schon lange überschritten hatte. Da sie stark geschminkt war, konnte Max Lohr das so schnell unmöglich genauer einschätzen.

 

Der Gruß des Kommissars wurde vom Klackern der Würfel übertönt, so das die mit dem Rücken zur Tür sitzenden Männer sein Eintreten gar nicht bemerkten. Erst als die Wirtin seinen Gruß erwiderte, drehten die Männer ihre Köpfe in seine Richtung, um sich gleich darauf aber wieder offensichtlich desinteressiert zur Theke zu wenden.

 

Lohr wandte sich an die Dame hinter der Theke, die wie sich bei der gegenseitigen Vorstellung herausstellte, nicht nur die Freundin des Vermissten war, sondern auch die Person, die am vergangenen Mittwoch die Vermisstenmeldung aufgegeben hatte.

 

Ziemlich hübsch“, dachte sich Max Lohr, nachdem er ihr einige Meter näher gekommen war. Sie war deutlich jünger als das Opfer, Ende zwanzig, vielleicht Anfang dreißig, groß, schlank, kurzgeschnittene braune Haare und lebhafte blaue Augen.

 

Sie haben Moritz Donner am vergangenen Mittwoch als vermisst gemeldet. Wann haben sie ihn denn das letzte Mal gesehen?“.

 

Wie ich ihren Kollegen auf der Wache schon erzählt habe, ist er am Montagabend nicht nach Hause gekommen. Nachmittags ist er aus dem Haus gegangen. So gegen 15:00 Uhr. Zum Fußballspielen. Wie jeden Montag denn da bleibt das Lokal geschlossen. Als er am nächsten Morgen noch nicht zurück war, wir mussten ja öffnen, hab ich mir Sorgen gemacht. Unternommen habe ich aber noch nichts. Ich musste ja seine Schicht übernehmen. Natürlich habe ich seine Kumpels gefragt, ob sie was wüssten. Ich habe auch zwei bis drei Leute angerufen. Aber nichts. Als er auch Dienstagabend nicht nach Hause kam, bin ich dann Mittwoch früh gleich auf die Wache gegangen“.

 

Auf die Frage nach zwischenzeitlichen Lebenszeichen vom Vermissten gab, Anne Beu, so der Name der Wirtin, eine verneinende Antwort. Doch die Frage nach Tattoos, Narben oder Verletzungen erhöhten die Wahrscheinlichkeit das Max Donner das aufgefundene Opfer war.

 

Moritz hat von früher Jugend an hier in Mülheim bei der Germania Fußball gespielt. Wenn ich mich recht erinnere, hatte er erzählt, dass er sich im Alter von 15 oder 16 Jahren im Training einmal das Bein gebrochen hatte“.

 

Nein, ob links oder rechts weiß ich nicht. Damals habe ich ihn noch nicht gekannt. Ich habe zu der Zeit noch im Osten gelebt. Er hatte das, wie gesagt mal erwähnt, aber auch das ist schon lange her.“

 

Hatte der Tote denn solche Verletzungen? Ist es Moritz?“, fragte die Wirtin.

 

Wie gesagt, wissen wir noch nicht wer der Tote ist. Wir überprüfen mehrere Vermisste. Moritz Donner ist einer davon. Einer von vielen. Und alles was wir über die Vermissten erfahren können, kann uns bei der Identifizierung helfen.“

 

Da Frau Beu ihm ansonsten keine weiteren Informationen geben konnte, bat er sie noch um Kleidung und Utensilien die Max Donner vor seinem Verschwinden benutzt hatte und den Namen seines Zahnarztes.

 

Seinen Zahnarzt, den kenne ich gar nicht. Seit ich mit ihm zusammen bin, war er nie beim Zahnarzt. Wir haben uns erst vor 3 Jahren kennen gelernt.“

 

Wissen Sie bei welcher Krankenkasse er versichert war?“, fragte Lohr.

 

Nein, aber ich kann oben in der Wohnung in seinem Papierkram nachsehen.“

 

Ja bitte, das würde uns helfen“, antwortete der Kommissar. Die Wirtin fragte die drei Gäste noch, ob sie noch etwas zu trinken möchten, da sie für einige Minuten weg musste. Den zwei Gästen, die ihre Frage bejaht hatten, zapfte sie noch jeweils ein Kölsch und verschwand danach durch eine Tür hinter der Theke. Wenige Minuten später kam sie zurück und übergab dem Kommissar die Plastiktüten, die er ihr zuvor gegeben hatte. In der einen Tüte befanden sich ein Kamm und eine Zahnbürste, die andere war leer.

 

Ich habe mittlerweile alles gewaschen. Auch die Klamotten von Moritz“, sagte die Wirtin. „Aber hier dieses Blatt habe ich in seinen Papieren gefunden“, fuhr sie fort und überreichte Lohr ein Schreiben von der Deutschen Krankenversicherung, DKV. „Sie können es mitnehmen.“

 

Der Kommissar nahm das Blatt und die Plastiktüten an sich, bedankte sich, ging zur Tür und verschwand begleitet von erneutem Klackern der Würfel im Treppenhaus.

 

Nun musste er noch nach Dellbrück, in die Möhlstrasse, wo Günter Bender sein Malergeschäft hatte und wo er mit seiner Frau Katharina wohnte, die ihn vor 3 Wochen als vermisst gemeldet hatte.