· 

Fatebug - Tödliches Netzwerk 12

 

12.

 

 

 

Strecker blieb als einziger im Präsidium zurück. Wo sollte er auch hin? In seine kleine Wohnung auf der anderen Seite des Rheins? In einer eigentlich guten Gegend, in die er aber irgendwie nicht passte. Nicht mehr. Die Wohnungen in der Nachbarschaft waren in den vergangenen Jahren mehr und mehr von jungen Leuten bezogen worden. Studenten, die sich zu Wohngemeinschaften zusammenrotteten und junge Frauen und Männer, die es zum Arbeiten nach Köln zog. Die Mieten stiegen, die alten Mieter stiegen aus. Oder starben aus. Manche schafften es noch in ein Altenheim, viele siedelten jedoch direkt nach Melaten oder auf einen anderen Friedhof um. Da die neuen Mieter irgendwie nicht aus seiner Welt kamen, fanden soziale Kontakte so gut wie gar nicht statt. Eigentlich nur, wenn es mal wieder an der Zeit war, in den frühen Morgenstunden bei den Nachbarn Sturm zu klingeln, um sich über den Lärm einer weiteren nicht enden wollenden Party zu beschweren. Aber selbst diese Kontakte wurden in letzter Zeit seltener. Er war zermürbt, weder seine Marke noch die Aufforderungen und Ermahnungen seiner herbeigerufenen Kollegen von der Streife hatten zu einer nachhaltigen Lärmreduzierung geführt. Schließlich hatte er resigniert und hatte mehr und mehr bei diesen Gelegenheiten die sowieso nicht mehr vorhandene Nachtruhe abgebrochen und war in das Präsidium gefahren. Da sich auch die Kneipen rund um seine Wohnung vermehrt von Orten, in denen man in Ruhe sein Bier trinken konnte, in lärmende Sexualkontaktanbahnungsstätten verwandelt hatten, war das Präsidium auch an den Abenden zu seinem bevorzugten Aufenthaltsort geworden. In der hinteren Ecke des Büros gab es eine alte Couch, daneben eine unmodern gewordene, aber noch funktionsfähige Stehlampe. Kaffee und Wasser gab es in den Küchen auf den Fluren, der Wodka lagerte in seiner Schreibtischschublade, gleich hinter den Büchern, die er zum Zeitvertreib in Unmengen konsumierte. Da lag er nun, wie die meisten Abende, auf der Couch, beim Schein der Stehlampe, ein Buch auf dem Bauch in dem gläsernen Präsidium und nährte das Gerücht, er würde ununterbrochen arbeiten.