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Fatebug -Tödliches Netzwerk 16

 

16.

 

 

 

Ich muss jetzt gehen“, sagte Barbara, nahm ihre linke Hand von seiner Brust und setzte sich im Bett auf.

 

Warum jetzt schon?“, fragte Klaus.

 

Nun morgen muss ich ausgeschlafen und frisch aussehend zum Dienst erscheinen. Du übrigens auch. Du kannst natürlich noch liegen bleiben und hier ausschlafen. Aber das Zimmer wird dann teurer. Das Hotel hält einige seiner Zimmer für Kurzaufenthalte reserviert. Die Preisgestaltung ist darauf abgestellt.“ Während ihrer Ausführungen war sie aus dem Bett geschlüpft, hatte ihre Sachen vom Boden aufgesammelt und sich weitgehend angezogen. „Bitte frage den Portier, ob noch was offen ist, wenn Du das Hotel verlässt. Ansonsten tauchen die Stunden noch auf meiner Rechnung auf“.

 

Wie Du bist öfters hier?“, fragte er verdutzt.

 

Ich bin sozusagen ein Stammgast“, antwortete sie. „Ich stehe auf Sex. Unverbindlichen Sex. Besonders mit jüngeren und gut aussehenden Männern. Ich mag aber keine längeren Bindungen. Da ist es besser, sie nicht mit nach Hause zu nehmen. Manche klammern. Und dann wird es unnötig kompliziert. Ach so! Was heute Nacht passiert ist, geht niemand im Präsidium etwas an. Wenn Du was erzählen oder auch nur andeuten solltest, würde ich es abstreiten und Du würdest dich nur als Aufschneider unglaubhaft machen. Ich habe einen guten Ruf. Diese Geschichte würde Dir niemand glauben.“

 

Vollständig angekleidet, nur die Stilettos noch an den Riemen an ihrer rechten Hand baumelnd, beugte sie sich über ihn, gab ihm einen Kuss auf die Stirn, schnappte sich ihre Handtasche vom Sessel und entschwand durch die Zimmertür. Jetzt kam er sich wirklich wie ein Pennäler vor, den seine Lehrerin gerade vernascht hatte. Hatte er sich eben noch pudelwohl gefühlt, fühlte er sich nun ausgenutzt, nein benutzt. Enttäuscht und missmutig stieg er aus dem Bett, zog sich an und verließ das Zimmer.

 

Plötzlich wurde er sich bewusst, dass er keinerlei Ahnung hatte, wo er sich befand. Den Nachtportier wollte er nicht fragen. Das wäre ihm zu peinlich gewesen. Obwohl der Typ wahrscheinlich genau wusste, was gelaufen war. Trotzdem zog er Plan B vor. Er fummelte sein Smartphone aus der Tasche, beendete den Flugmodus und aktivierte den Kartendienst. Offensichtlich befand sich das Hotel in einer kleinen Seitenstraße in direkter Nähe des Bahnhofs. Gerade hatte er angefangen, sich über den Weg zurück in sein Hotel Gedanken zu machen, als das Telefon klingelte. Er nahm das Gespräch an, es war seine Mailbox. Auf dem Band war ein mehr als ungehalten klingender Hauptkommissar Strecker. Seine Botschaft: „Wo stecken Sie? Warum antworten Sie nicht? Kommen Sie sofort in das Präsidium. Die Leiche ist identifiziert.“

 

Erst jetzt fiel ihm auf, dass er immer noch auf dem Flur stand. Klaus Sehlmann kam auf Trab. Er hastete die Treppe herunter, durchquerte mit einen leisen Gruß Richtung Portier den Empfangsraum, verließ das Hotel Richtung Bahnhof laufend, sprang in ein Taxi und ließ sich in das Präsidium fahren.