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Fatebug - Tödliches Netzwerk 24

 

24.

 

 

 

Guten Tag Herr Sterzel“, rief Hauptkommissar Strecker als er den Raum betrat, in dem sie Josef Sterzel für die Dauer der Vernehmung von Anne Beu geparkt hatten. Mit einer spärlichen Bewegung seines Kopfes entließ er den uniformierten Beamten der Sterzel in der Zwischenzeit Gesellschaft geleistet hatte. Dann nahm er auf einem der beiden Stühle am Tisch gegenüber Platz. Er legte eine Akte vor sich auf den Tisch und begann demonstrativ darin zu blättern.

 

Laut den Notizen, die sich Kommissar Lohr von ihrem Gespräch gemacht hat, kennen sie Frau Anne Beu, haben sie aber schon längere Zeit nicht gesehen. Ist das noch der aktuelle Stand oder ist Ihnen bei intensivem Nachdenken noch etwas eingefallen? Ach, ja! Und wir reden hier über Mord“.

 

Damit habe ich nichts zu tun. Ich habe Moritz nicht ermordet“, verteidigte sich Josef Sterzel.

 

Moritz? Moritz wer? Warum meinen sie, es geht um einen Mord an einem Moritz? Kommissar Lohr hat das nicht erwähnt. Da es wirklich um einen Moritz, nämlich den ihnen sicher bekannten Moritz Donner geht, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder jemand anders hat ihnen das erzählt, dann wüsste ich gerne wer. Oder Sie haben es selbst getan“, sagte Strecker, legte seinen Kopf leicht zur linken Seite geneigt auf seinen auf der Tischplatte gestützten Arm und schaute Josef Sterzel mit einem Grinsen an.

 

Ich war´s nicht. Glauben Sie mir!“ brüllte Sterzel.

 

Wenn Sie die zweite Möglichkeit ausschließen, bleibt ja nur noch die erste. Jemand hat es ihnen erzählt. Und wer?“

 

Anne. Anne Beu. Das wissen Sie doch schon. Was wollen Sie denn noch von mir?“

 

Dass Frau Beu es ihnen erzählt hat, schließt ja nicht aus, dass sie es trotzdem waren. Warum soll ich ihnen glauben, dass sie nichts damit zu tun haben? Bisher haben sie uns nur belogen. Vielleicht versuchen sie es mal mit der Wahrheit. Also, wie war das mit ihnen und Frau Beu? Ich rufe noch schnell jemanden der ihre Aussage protokolliert und dann können sie uns die Wahrheit erzählen“. Strecker griff zum Telefon, tippte vier Ziffern ein, führte den Hörer an seinen Kopf und wartete. „Wenn Sie drüben fertig sind, kommen sie bitte sofort herüber in den Vernehmungsraum. Und bringen sie ihren Laptop mit. Herr Sterzel will uns was erzählen.“ Dann lehnte er sich zurück, verschränkte die Arme vor seiner Brust und wartete schmunzelnd. Nur wenige Sekunden später, kamen Max Lohr und Klaus Sehlmann in den Raum. Ersterer nahm auf dem zweiten Stuhl neben dem Hauptkommissar Platz und klappte seinen Laptop auf. Sehlmann stellte sich an die Wand neben der Tür.

 

Kommissar Lohr kennen sie ja bereits. Der Herr da hinten heißt Sehlmann“, stellte der Hauptkommissar die beiden Kollegen vor. „Sie können loslegen“.

 

Und Josef Sterzel redete. Zum Glück für Max Lohr deckte sich seine Aussage weitgehend mit den Ausführungen von Anne Beu. Da brauchte er nur das Delta zu protokollieren, ansonsten wäre er kaum mitgekommen. Stimmten die Fakten auch weitgehend überein, womit er die Geschichte von Frau Beu prinzipiell bestätigte, ließen die Worte von Sterzel doch einige zusätzliche Rückschlüsse zu. Er hatte es nicht explizit gesagt, doch wurde den Ermittlern klar, dass die vagen Hoffnungen von Frau Beu, auf eine gemeinsame Zukunft, reine Illusion waren. Sie war für Josef Sterzel an jenem Abend, der zu ihrer ersten gemeinsamen Nacht führte, eine günstige Gelegenheit oder eine leichte Beute gewesen, wenn man es weniger wohlwollend formulieren wollte.

 

Kommen wir auf Ihre Beziehung zu Moritz Donner zu sprechen. Und fangen Sie ganz vorne an“, forderte Kommissar Lohr ihren Gast auf.

 

Moritz kenne ich schon seit der Jugend. Wir haben zusammen in der B-Jugend von Germania Mülheim gespielt und haben auch sonst oft zusammen rumgehangen. Als er dann zur Bundeswehr ging, haben wir uns vorübergehend aus den Augen verloren. Irgendwann trafen wir uns dann auf dem Sportplatz wieder, sahen uns öfter, gingen hin und wieder einen trinken, spielten dann zusammen Fußball und dann hatte er diese Kneipe. Da gingen dann viele Sportkameraden von der Germania hin. Da sahen wir uns dann ziemlich regelmäßig“.

 

Und ihre Wochenendausflüge?“, fragte Max Lohr nach.

 

Ja, da war Moritz hin und wieder auch dabei“.

 

Und was haben sie an diesen Wochenenden so getrieben?“, wollte Strecker wissen.

 

Meist waren wir im Wald campen. Grillen. Bier trinken. Quatschen und so.“

 

Komisch, die meisten Menschen, die ich kenne, fahren zum Campen an´s Wasser. Was macht eine Gruppe von erwachsenen Männern denn so den ganzen Tag im Wald?“.

 

Wir haben da hin und wieder noch etwas Sport gemacht“, ergänzte Sterzel auf Streckers Nachfrage.

 

Sport? Im Wald? Was macht man denn im Wald für Sport?“, wollte nun Max Lohr wissen.

 

Wir haben so ein bisschen Paintball gespielt. Ich weiß, das ist verboten, aber wir haben uns ja immer abgelegene Stellen gesucht.“

 

Sie haben im Wald Cowboy und Indianer gespielt?“, prustete Strecker amüsiert heraus.

 

Wehrsport“, entgegnete Josef Sterzel mit vor der Brust verschränkten Armen.

 

Und Moritz Donner hat da auch mitgemacht?“, fragte der Kommissar nach.

 

Ja natürlich. Er war Feuer und Flamme. Das war voll sein Ding!“

 

Und bei sonstigen Aktivitäten in ihrem, sagen wir mal Club, da war er auch dabei?“, fragte Lohr.

 

Selten. Meist hatte er keine Zeit. Er musste ja die Kneipe aufmachen.“

 

Dann erzählen sie und mal, was das für andere Aktivitäten waren“.

 

Ich denke nicht, dass sie das was angeht. Ich sage hier nichts mehr ohne einen Anwalt“.

 

Ok“, lenkte Strecker ein. „Lassen wir das vorerst mal. Wir brauchen aber noch eine Liste der Personen, die mit ihnen auf den Campingausflügen waren“.

 

Ich denke, dass geht sie auch nichts an. Das ist privat. Entweder sie lassen mich jetzt gehen oder mit meinem Anwalt telefonieren“. „Noch ein letzter Versuch“, dachte sich Strecker. „Sie geben sich nicht gerade Mühe, sich nicht als Verdächtiger zu bewerben, wenn Sie so wenig kooperieren“.

 

Ich möchte jetzt telefonieren. Ohne Anwalt sage ich nichts mehr“, erwiderte Sterzel.

 

Sie können gehen“, beendete Strecker das Gespräch.