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Fatebug - Tödliches Netzwerk 26

 

26.

 

 

 

Wen haben wir?“, fragte Hauptkommissar Strecker.

 

Leider war Frau Beu recht auskunftsfreudig. Sie hat mehr als ein Dutzend Namen auf die Liste geschrieben. Ich hatte noch keine Zeit, die Namen zu checken und schlage vor, dass wir uns die Recherchearbeiten aufteilen. Dann geht es schneller“, schlug Kommissar Lohr vor.

 

Sie beide können sich die Namen gerne aufteilen“, entgegnete Strecker. „Morgen früh fangen wir dann damit an uns die Typen vorzuknöpfen. Ich habe noch einen Auswärtstermin. Wir sehen uns dann morgen früh. Möglichst früh. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Abend“. Dann war er weg.

 

Ist der immer so drauf?“, fragte Klaus Sehlmann.

 

Eigentlich ja. Früher soll er mal etwas umgänglicher gewesen sein. Aber mit den Jahren ist er wohl immer schlimmer geworden. Bevor Sie mich jetzt fragen, wie oder warum ich das aushalte. Ich habe mein Versetzungsgesuch schon eingereicht. Wie wohl ein halbes Dutzend meiner Vorgänger in den letzten Jahren. Am besten ist, man nimmt das gar nicht zur Kenntnis“, antwortete Max Lohr.

 

Warum lässt man ihm dieses unkollegiale Verhalten durchgehen? Sie haben sich doch sicher beschwert, oder?“

 

Wie meine Vorgänger. Aber er ist hier offenbar so etwas wie eine lebende Legende. Bei den ersten Beschwerden hat der Kriminalrat, der sitzt auch schon seit Ewigkeiten auf seinem Sessel, die Kollegen wohl als zu sensibel eingeschätzt. Er kannte aus seiner aktiven Zeit anscheinend einen ganz anderen Strecker. Wahrscheinlich hat er sich gar nicht groß informiert. Er hat sich wohl auf seine Erinnerungen verlassen. Als dann immer mehr Beschwerden kamen, ist ihm wohl bewusst geworden, dass er da einige Entwicklungsschritte verpasst hatte. Und seine Fürsorgepflicht verletzt hatte. Da waren Versetzungen die geräuschloseste Lösung. Nun hoffen alle, dass Strecker selbst bald genug hat und aufhört. Der Kriminalrat wahrscheinlich noch inniger als ich. Eine Versetzung ist für ihn ja keine Option. Vorerst müssen wir ihn aushalten. Also lassen Sie uns an die Arbeit gehen. Die von Frau Beu genannten Namen stehen schon in der Akte. Wollen Sie die ersten oder die letzten sechs?“.

 

Ich nehme die ersten“, sagte der Fallanalyst, stand auf und verschwand durch die Tür.

 

Auch Hauptkommissar Lohr verließ der Vernehmungsraum in Richtung seines Büros.

 

Glücklicherweise habe ich heute nichts mehr vor“, dachte sich Klaus Sehlmann und machte sich ebenfalls auf den Weg zu seinem temporären Arbeitsplatz. Dort angekommen öffnete er seinen Laptop und rief die Ermittlungsakte auf. Wie versprochen und erwartet, enthielt die Akte sowohl das Protokoll der Vernehmung von Annettes Beu als auch eine mit dem Namen „Kontaktpersonen Beu/Donner“ betitelte Liste, die genau ein Dutzend Namen enthielt, alphabetisch geordnet. „Breuckmann, Hans-Josef“ war der erste Name. Der Fallanalyst gab den Namen in das Suchprogramm ein. Der erste Schritt bestand darin, den richtigen Hans-Josef Breuckmann zu finden. Vorläufig hatten sie nur die Namen und die Vermutung, dass die Genannten in Köln wohnten. Natürlich hatte Frau Beu weder die Adresse noch die Geburtsdaten gekannt oder angegeben. Insofern war der nächste Schritt, aus der Treffermenge die potentiellen Elemente herauszufischen, das hieß insbesondere nach Personen zu suchen, die in Köln oder der näheren Umgebung wohnten. Aus der verbleibenden Menge sortierte Sehlmann alle Personen aus, die jünger als 20 und älter als 50 waren. Den letzten Schritt brauchte er im Falle Breuckmann gar nicht. Es gab nur einen in Köln, der wohnte auch noch in Mülheim. Der sollte es sein. Nun, da er neben dem Namen auch die Adresse und das Alter kannte, konnte er mit den kombinierten Angaben das Gedächtnis des Sicherheitsapparates durchforsten oder besser gesagt, durchforsten lassen. Glücklicherweise war Breuckmann kein unbeschriebenes Blatt. Eine Anzeige wegen Körperverletzung aufgrund eines tätlichen Übergriffes bei einem Fußballspiel der Germania Mülheim. Das reichte, um sicher zu gehen, dass es der richtige „Josef Breuckmann“ war. Es war aber bei weitem noch nicht alles. Er war auch bei einer von nationalistischen Kräften veranstalteten Demo festgenommen und wegen Landfriedensbruchs angeklagt worden. Zu einer Verurteilung hatte es allerdings auch hier nicht gereicht, letztlich wurde er aus Mangel am Beweisen freigesprochen.

 

Klaus Sehlmann fasste die gewonnenen bzw. gefundenen Erkenntnisse für die Akte zusammen und blickte auf die Uhr. 18:30 Uhr, annähernd 2 Stunden hatte er für den ersten Namen auf der Liste benötigt. Heute würde er sicher nicht mehr alle ihm zugeordneten Kandidaten schaffen.