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Fatebug - Tödliches Netzwerk 31

 

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Als sich die Kölner Ermittler und der Fallanalyst wieder im Präsidium trafen, um die Ergebnisse zu den Befragungen der Personen auf der von Frau Beu erstellten Liste zu besprechen, war es bereits Freitagmorgen. Sie hatten am Vortag bis in die späten Abendstunden gearbeitet. Verzweifelt nach Parkmöglichkeiten gesucht, sich die Füße wund gelaufen, vor Haus- und Wohnungstüren gewartet, waren Treppen gestiegen, in verdreckten Fahrstühlen gefahren und immer wieder hatten sie die gleichen Fragen gestellt. Und viel aufgeschrieben, dokumentiert. Zumindest Max Lohr hatte auch Letzteres getan. Hauptkommissar Strecker hatte sich das meiste nur gemerkt, nur wenige Notizen gemacht, aber selbstverständlich nichts in der Fallakte vermerkt. Zumindest bis jetzt.

 

Klaus Sehlmann hatte die Informationssysteme der Polizei und das Internet durchforstet, nach Namen, Organisationen und Verbindungen geforscht. Und jetzt, nachdem sie sich über ihre Bemühungen ausgetauscht hatten, mussten sie feststellen, dass sie zwar viele Informationen gesammelt, aber keine wesentlichen Erkenntnisse gewonnen hatten.

 

Die Schnittmengen der Betroffenen waren, neben „Harry´s Schenke“, der Fußballverein „Germania Mülheim“ und eine politische Gruppierung namens „Bürger für Köln“. Neben dem Beisammensein in der Kneipe traf man sich auf dem Fußballplatz, entweder bei den Spielen einer der Mannschaften der Germania oder montags zum gemeinsamen Freizeitkick. Viele hatten früher aktiv bei der Germania gespielt. Auch an den zahlreichen Zeltlagern, vorzugsweise in der Wahner Heide, hatten über die Jahre nahezu alle mehr oder weniger regelmäßig teilgenommen. Ein harter Kern trainierte „das Krieg spielen“ häufiger mit Softair-Waffen in einer Halle. Politisch waren viele an zahlreichen Demonstrationen der politischen Rechte in Köln und dem näheren Umland beteiligt gewesen oder hatten entsprechende Petitionen unterzeichnet. Sie waren häufig dabei, spielten aber offenbar keine führende Rolle. Auch in den sozialen Netzwerken waren die meisten engagiert. Vernetzt über Fatelog, Facebook oder WhatsApp. Natürlich sonderten sie dort auch entsprechende Kommentare und Meinungen ab.

 

Auch mit den Behörden hatten mehrere der befragten Personen schon Kontakt. Vier der Personen waren, wie seinerzeit Moritz Donner, wegen abfälliger und aufwiegelnder Kommentare auf Fatelog verhört worden. Über die Hälfte der Personen waren im Zusammenhang mit Übergriffen im Umfeld von Demonstrationen vorübergehend festgenommen und verhört worden. Auch die Wehrübungen in der Heide wurden zweimal von Polizisten gestört und aufgelöst, nachdem die Gruppe von Wanderern wegen Campings im Naturschutzgebiet angezeigt worden war. Alles keine unbeschriebenen Blätter, aber keine der Personen drängte sich auch nur annähernd als Verdächtiger auf. Es gab kein erkennbares Motiv. Nicht für ein normales Kapitalverbrechen und für eine solche Gewalttat, wie am Wochenende geschehen, schon gar nicht. Sie hatten keine Spur.

 

Und keine Idee, wie sie weiterkommen konnten. Blieb nur das Stochern im Heuhaufen.

 

Wir laden alle nochmals vor“, entschied der Hauptkommissar. „Ab Montag 10:00 Uhr. Jeweils zwei pro Tag. Lohr machen sie das. Ich gehe zum Alten und sage ihm, wie schlecht es steht. Besser als wenn er heute Mittag neugierig und auf geschäftig machend vorbeischaut und uns das Wochenende versaut“. Dann griff er zum Hörer, tippte auf ein paar Tasten und sagte „Frau Meier-Uhland. Ich müsste den Chef kurz sprechen“ und nach einer Pause: „Jetzt gleich? Schön. Ich komme“.

 

Nach dem Termin habe ich noch einige Recherchen draußen und bin erst am Abend zurück. Lohr, ergänzen sie doch bitte die Akten um die Informationen, die ich Ihnen gerade gegeben habe. Ich sehe mir das Ergebnis dann am Wochenende an. Wir sehen uns spätestens am Montag früh. Hoffentlich mit einer Idee, wie wir vorankommen“. Dann war er weg.

 

Das riecht nach einem frühen Feierabend“, bemerkte Max Lohr. „Viel hatte er ja nicht herausbekommen. Du kannst ruhig schon nach Hause fahren. Hier gibt es aktuell nichts mehr zu tun. Falls was sein sollte. Wir haben deine Nummer“.

 

Na dann bis Montag“ verabschiedete sich Klaus Sehlmann, erhob sich und verließ mit einem „Tschüss“ das Büro.