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Fatebug - Tödliches Netzwerk 44

 

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Sie wollen, dass wir aufgrund dieser Indizienlage den Fall übernehmen und Druck auf einen US-Konzern machen?“, schallte die Stimme von Frau Dr. Meinhoff aus dem Telefonlautsprecher. „Sie glauben doch nicht im Ernst, dass bisher auch nur minimale Voraussetzungen für eine Evokation gegeben sind“.

 

Nach einem kurzen Gespräch bei Dr. Werner, dem mit dem Kölner Fall befassten Staatsanwalt und dessen Rücksprache mit seiner Bonner Kollegin, hatten man sich entschieden, mit dem Fall bei der Bundesanwaltschaft vorstellig zu werden. Allen Gesprächspartnern war schnell bewusst, dass die Chancen, Fatelog durch eine Bundesbehörde unter Druck zu setzen, deutlich besser erschienen als auf regionaler Ebene. Ob dies auf Basis einer gegebenenfalls sogar auf Erfahrung basierenden Einschätzung geschah oder es schlichtweg an fehlendem Knowhow für derartige Vorgänge lag, sei dahingestellt. Natürlich waren sie sich auch darüber im Klaren, dass die derzeitige Erkenntnislage weder für eine implizite Zuständigkeit der Bundesanwaltschaft sprach, noch eine Motivation für eine Evokation darstellte. So abscheulich die zur Rede stehenden Taten auch waren. Davon dass sie eine Beeinträchtigung der inneren Sicherheit Bundesrepublik darstellten, konnte keine Rede sein.

 

Kommen sie wieder, wenn Sie mehr zu bieten haben. Bis dahin machen sie ihre Arbeit mal schön selber. Einen schönen guten Tag noch“. Dann verstummte die Stimme von Frau Dr. Meinhoff. Sie hatte den Hörer aufgelegt.

 

Und nun?“, fragte Hauptkommissar Faber seinen in der Konferenz verblieben Telefonpartner.

 

Kümmern wir uns eben selbst um das Rechtshilfeersuchen. Wie es uns die werte Kollegin empfohlen hat. Ich werde auch noch den Oberstaatsanwalt informieren. Mal schauen, ob er uns noch auf der politischen Ebene helfen kann. Bis dahin aber müssen sie zusehen, wie sie mit dem, was sie haben oder bei uns im Lande finden, klarkommen“.

 

Dann legte auch er auf und der Ermittler war allein. Im wahrsten Sinne des Wortes.

 

Hauptkommissarin Garber war erfolgreicher. Nach dem Telefonat mit Kriminalrat Paulsen und Kriminaldirektor Petz konnte sie die Pressemitteilung diktieren. „Die Sonderkommission zur Aufklärung der potentiell miteinander in Verbindung stehenden Morde in Köln und Bonn wurden personell weiter verstärkt. Zudem wird der Zusammenhang mit einem in Hamburg entdeckten Todesfall geprüft. Nähere Angaben können auch weiterhin aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht gemacht werden“.

 

Dann wählte sie die Nummer der Pressestelle des LKA, informierte ihre dort diensthabende Kollegin, schickte ihr die Meldung per Email und ging zurück in den Konferenzraum.

 

..sah die Bundesanwaltschaft keinen Anlass den Fall an sich zu ziehen. Führend zuständig bleibt also vorläufig Dr. Werner von der Kölner Staatsanwaltschaft. Er kümmert sich um die nötigen Schritte“, schloss Hauptkommissar Faber seinen Bericht. „Ah Frau Garber, was gibt es Neues aus den Chefetagen?“.

 

Wir bekommen morgen sechs weitere Kollegen für die regionalen Befragungen in Köln und Bonn“, berichtete Frau Garber. „Die neuen Kollegen werden sich bei Kommissar Lohr bzw. Kommissar Bauer melden. Herr Strecker und Herr Warnecke, bitte informieren Sie ihre Kollegen vor Ort über die kommende Verstärkung. Wir machen dann zusammen morgen früh um 9:00 Uhr eine Telefonkonferenz mit ihren Kollegen vor Ort, um die Teams zu briefen. Wenn wir Glück haben, ist die Verstärkung dann auch schon für Hamburg organisiert. Ansonsten muss das Hauptkommissar Weissbach vor Ort selbst vermitteln“.

 

Den Anruf nach Hamburg übernehme ich“, unterbrach sie eine Stimme vom hinteren Ende des Konferenztisches. „Jan Steiger“, stellte sich das mittlerweile eingetroffene Hamburger Mitglied der Sonderkommission vor.

 

Danke“, übernahm Frau Garber wieder das Wort. „Die Pressemeldung geht auch raus.“

 

Na, da wird die Journaille begeistert sein. Gott sei Dank, sind wir schon deutlich weiter. Sollen wir noch Wetten abschließen, ob die EDVler auch bei Wehmeier diesen Fatebug finden. Ich setze 50 EURO auf ja“, bot Hauptkommissar Strecker an.

 

Aber es fand sich niemand, der dagegen wetten wollte.

 

Machen wir Schluss für heute“, schlug Hauptkommissar Faber vor. „Ich gehe in Bonn was essen. Wer sich anschließen möchte,ich bin um 19:30 Uhr in der Lobby unseres Hotels . Das liegt schon auf halbem Wege nach Bonn. Und keine Angst. Man ist trotzdem abends schnell in Bonn und morgens wieder hier. Wir treffen uns morgen hier um 8:30 Uhr. Bis gleich oder gute Nacht.“