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Fatebug - Tödliches Netzwerk 49

 

49.

 

 

 

Eigentlich hatte der Montagmorgen ganz normal begonnen. Sie hatten sich im Konferenzraum getroffen, waren gerade dabei, sich nach dem Wochenende auf den gemeinsamen Stand zu bringen, als das Telefon im Konferenzraum klingelte. Hauptkommissar Faber, der den Anruf angenommen hatte, wechselte nach wenigen Sekunden die Gesichtsfarbe, wurde aschfahl. „Moment, ich stelle auf Lautsprecher“, sagte er, während er eine Taste am Telefon drückte und den Hörer auf die Gabel legte. „Los“, rief er in Richtung des Apparates, aus dem eine Stimme eine Zeichenfolge diktierte, die Faber in die Adresszeile seines Browsers tippte. Das konnten alle nachverfolgen, denn seinen Laptop hatten sie schon vorher benutzt, um ihre Konferenz zu visualisieren. Sein Bildschirm wurde auf die im Raum vorhandenen Fernsehbildschirme und die Computerbildschirme einiger der Kollegen gespiegelt. So konnten alle alles gut sehen. Und als sie sahen was auf dem Bildschirm des Hauptkommissars zu sehen war, nachdem Faber die Zieladresse aufgerufen hatte, wurden sie ebenfalls blass.

 

Das ist doch nicht das nach dem es aussieht?“, brüllte Hauptkommissar Strecker in den Raum.

 

Doch“, antwortete die Stimme aus dem Telefon. „Er hat die Morde gefilmt und die Filme heute Morgen in das Internet hochgeladen. Jeweils auf die Fatelogseiten der jeweiligen Opfer. Zudem hat er alle ihre Freunde benachrichtigt, sie gebeten, den Post zu liken und zu teilen. Und um sicher zu gehen, hat er auch die Presse alarmiert“.

 

Ok. Schicken Sie uns bitte alle Links, über die die Filme zu sehen sind. Ich lege jetzt auf“, sagte Faber und beendete das Gespräch.

 

Wie konnte er das denn machen?“, fragte Strecker.

 

Ich vermute, er hat aus den Opfern die Zugangsdaten herausgepresst“, antwortete Kommissar Marten. „Er hatte sie ja total in seiner Gewalt. Konnte sie foltern, ihnen Hoffnungen machen. Da würde jeder die Daten preisgeben. Und die Accounts auf den sozialen Netzwerken sterben ja nicht automatisch mit ihren Inhabern. Im Gegenteil, es ist sogar schwierig, sie still zu legen. Man kann zwar jemanden zu einer Art digitalem Nachlassverwalter machen oder mit einer Art Testament festlegen, was mit der Historie im Internet geschehen soll, aber selbst dann muss jemand dem Betreiber den Tod des Eigentümers des Accounts nachweisen. Man kann natürlich auch jemandem die Zugriffsdaten anvertrauen und ihn bitten, den Account aufzulösen. Dem muss man dann aber schon vertrauen. So oder so, das macht fast keiner“.

 

Die Videos müssen sofort aus dem Netz! Marten, lassen sie Kopien für uns anfertigen und sie dann löschen“, befahl Hauptkommissar Faber.

 

Mache ich“, antwortete Kommissar Marten. „Aber das wird dauern. Das geht auch nur über das Anfrageportal von Fatelog. Und weg kriegen wir die nicht mehr. Die sind wahrscheinlich schon tausende Male heruntergeladen und kopiert. Es werden unruhige Zeiten“. Dann war er durch die Tür verschwunden.

 

Wir müssen unsere Chefs informieren. Bevor die Presse anruft“, sagte Faber. „Frau Hauptkommissar, die Hauptkommissare Strecker und Warnecke, bitte begleiten Sie mich. Ihre Vorgesetzten rufen wir zusammen mit Kriminalrat Paulsen an. Kommissar Steiger, bitte informieren Sie ihre Kollegen in Hamburg. Die anderen studieren das Videomaterial und suchen nach Hinweisen. Bis auf Herrn Sehlmann. Sie fragen die ITler, ob sie herauskriegen, von wo die Videos hochgeladen wurden.“ Dann verließ die Gruppe den Raum. Und ließ die anderen schweigend und kopfschüttelnd zurück.