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Fatebug - Tödliches Netzwerk 54

 

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Nur wenige Minuten nachdem Staatsanwalt Dr. Werner nach Meckenheim aufgebrochen war, klingelte das Telefon seiner Chefin, Generalstaatsanwältin Dr. Förster. Sie war nicht wenig überrascht, als ihr ihre Sekretärin ihr mitteilte, dass es sich bei dem Anrufer um Helmut Schneider handelte, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern. Das war ja schnell gegangen, dachte sie und bat die Sekretärin das Gespräch durchzustellen.

 

Oberstaatsanwältin Förster“, meldete sie sich und machte eine Pause um dem Anrufer Gelegenheit zu geben, sich selbst vorzustellen.

 

Danke, dass sie mich so schnell kontaktieren“, leitete sie zügig zum Thema über. „Hat die Bundesanwaltschaft sie schon informiert oder soll ich Ihnen unser Anliegen oder besser gesagt unser Problem nochmals darlegen“.

 

Im Wesentlichen schon“, antwortete der Staatssekretär. „Mir ist aber noch nicht klar, inwieweit ich Ihnen helfen kann“.

 

Wir brauchen einen persönlichen Kontakt zum Management von Fatelog. Die Filme müssen umgehend aus dem Netz. Zumindest müssen sie von den Seiten der Opfer entfernt werden. Natürlich haben wir schon die entsprechenden Anträge gestellt. Aber wenn diese Anträge ebenso zügig bearbeitet werden, wie unsere älteren Anträge, sind die Videos noch nächste Woche abrufbar“, erläuterte die Staatsanwältin.

 

Halten sie es nicht für etwas übertrieben, dafür nach der Unterstützung durch ein Bundesministerium zu ersuchen?“, fragte Staatssekretär Schneider nach.

 

Sie kennen die Videos?“, fragte Frau Dr. Förster.

 

Frau Dr. Meinhoff von der Bundesanwaltschaft hat mir darüber berichtet. Sie hatte mich gebeten, sie sofort zu kontaktieren. Zum Anschauen hatte ich noch keine Gelegenheit.“

 

Das sollten wir sofort nachholen. Haben Sie von ihrem jetzigen Aufenthaltsort Zugriff auf das Internet. Dann rufen sie mal folgende Seite auf“, sagte die Staatsanwältin und gab dem Staatssekretär eine Webadresse durch. „Dann klicken sie auf den Link im heutigen Post von Benutzer Fatebug“.

 

Film läuft. Wie lange“. Der Staatssekretär verstummte. „Oh Gott, ist das echt?“, fragte er nach einer Weile.

 

Ich wusste, wir sind der gleichen Meinung. Die Videos müssen sofort gelöscht werden“, kommentierte Frau Dr. Förster.

 

Ich rufe sie wieder an, sobald ich weiß, wie wir ihnen am besten helfen können“, sagte der Staatssekretär.

 

Schon wenige Minuten später meldete er sich zurück.

 

Ich habe Frau Barwinski mit in der Leitung. Sie kennt unsere Anliegen und den Film. Sie wird uns helfen“, sagte Staatssekretär Schneider.

 

Guten Tag Frau Oberstaatsanwältin“, schaltete sich Frau Barwinski in das Gespräch ein. „Wie sie vielleicht wissen bin ich für die Pflege der Kontakte von Fatelog zu den Institutionen der Bundesrepublik zuständig. Ich kann Ihnen nicht konkret helfen, werde mich aber dafür einsetzen, dass sie kurzfristig einen Kontakt zum regionalen Management bekommen. Einer meiner Kollegen aus unserer Deutschlandzentrale in Hamburg wird sie kontaktieren. Der Kollege kann ihnen hoffentlich weiter helfen. Könnten sie ggf. kurzfristig persönlich nach Hamburg kommen?“.

 

Ich hoffe nicht, dass das notwendig ist“, antwortete Frau Dr. Förster. „Ersten halte ich es nicht für zwingend notwendig, zweitens habe ich andere Dinge zu erledigen und letztlich würde das bedeuten, dass das Gespräch frühestens morgen stattfinden könnte. Das ist aus meiner Sicht viel zu spät. Wenn sie selbst mir nicht weiter helfen können, sollten wir das Telefonat jetzt beenden. Damit sie sich darauf konzentrieren können, ihre Hamburger Kollegen zu informieren.“

 

Bitte Frau Oberstaatsanwältin, Frau Barwinski möchte uns wirklich helfen“, beschwichtigte Staatssekretär Schneider.

 

Ich verstehe, dass sie nach ihren bisherigen Erfahrungen skeptisch sind. Wir sind alle mit der jetzigen Situation unzufrieden. Sie haben ja bestimmt aus der Presse erfahren, dass wir in Berlin mit dem Umgang von Fatelog mit den Inhalten nicht zufrieden sind. Und wir uns intensiv um Verbesserungen bemühen“.

 

Ja Entschuldigung. Wir sind durch die Ereignisse sehr schockiert. Und unter Druck. Bitte tun Sie, was immer möglich ist. Und bitte tun sie es schnell. Deshalb sollten wir jetzt wirklich Schluss machen. Vielen Dank. Und viel Erfolg“. Damit beendete Frau Dr. Förster das Gespräch.