· 

Fatebug - Tödliches Netzwerk 55

 

55.

 

 

 

Der Anruf von des Fatelogmanagers ließ nicht lange auf sich warten. Keine 30 Minuten nachdem ihr Gespräch mit der Lobbyistin und dem Staatssekretär beendet war, rief einer der Geschäftsführer der deutschen Niederlassung, Dieter Gassmann, an. Er hatte auch bereits mit seinen Kollegen in den USA telefoniert, die ihm zugesichert hatten, die Videos sofort zu löschen. Bzgl. der anderen Anfragen, so seine Aussagen, hätten ihn seine amerikanischen Kollegen aber auf das Standardverfahren vertröstet.

 

Haben sie die Videos gesehen“, fuhr die Oberstaatsanwältin den Anrufer an. „Wir suchen einen bestialischen Mörder. Und sie kommen uns mit einer Standardprozedur. Wir brauchen die Daten, um den Täter zu fassen. Und wahrscheinlich auch um weitere Morde zu verhindern. Ist ihnen das klar? Ist das ihren amerikanischen Kollegen klar?“

 

So sehr ich sie verstehen kann. Ich kann Ihnen nicht weiter helfen. Ggf. kann man Ihnen in unserer Europazentrale in Irland helfen. Fragen Sie dort nach Mr. McFarlane.“

 

Damit war das Gespräch beendet. Die Videos waren gelöscht, aber die Accounts der Toten funktionierten noch. Und sowohl die Anfrage zur Identifikation des Nutzers Fatebug als auch die Recherche nach Empfänger weiterer Posts von ihm waren noch offen.

 

Verbinden sie mich mit einem Mr. McFarlane in der Fatelog-Europazentrale in Irland“, bat sie ihre Sekretärin.

 

Dieses Mal sollte es deutlich länger als 30 Minuten dauern.

 

Erst gegen 18:00 Uhr meldete sich ihre Sekretärin am Telefon. Und sie hatte keine guten Nachrichten. Trotz mehrmaliger Versuche war es nicht gelungen Mr. McFarlane an das Telefon zu bekommen. Die Sekretärin war sich nicht einmal sicher, dass sie es in McFarlanes Vorzimmer geschafft hatte. Sie hatte zwar, trotz mehrmaliger Versuche, auch eine Nachricht mit der Bitte um einen Rückruf hinterlassen, war sich aber eigentlich nicht sicher wo.

 

Dann verbinden sie mich bitte nochmals mit dem Bundesinnenministerium, mit Staatssekretär Schneider. Wenn sie ihn nicht erreichen, hinterlassen sie eine Bitte um einen Rückruf. Hinterlassen Sie auch meine Mobilnummer. Dann können sie für heute Feierabend machen.“

 

Staatssekretär Schneider meldete sich erst spät, als sie schon auf dem Heimweg war. Nachdem die Oberstaatsanwältin ihm über das Gespräch mit dem Hamburger Geschäftsführer und den erfolglosen Versuchen einer telefonischen Kontaktaufnahme mit dem Verantwortlichen der irischen Europazentrale berichtet hatte, bat sie ihn nochmals, Kontakt mit Frau Barwinski oder direkt mit Irland aufzunehmen.

 

Mein Sekretariat lässt ihnen morgen früh die Kontaktdaten von Irland zukommen. Egal, ob sie mit Frau Barwinski oder McFarlane oder mit sonst wem sprechen. Richten Sie dem Gesprächspartner aus, wenn unsere Anfragen nicht bald bearbeitet werden, werden wir gegenüber der Öffentlichkeit die schleppende Informationspolitik als einen der Gründe nennen müssen, weshalb der Fall noch nicht aufgeklärt ist.“

 

Nach einem letzten Anruf, dieses Mal bei Staatsanwalt Dr. Werner, den sie noch über den aktuellen Stand informieren wollte, war dann endlich Feierabend.