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Fatebug - Tödliches Netzwerk 57

 

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Das hatte sogar noch besser funktioniert als er sich erhofft hatte. Die Videos waren ein viraler Hit geworden. Die Pressemeldungen ließen darauf schließen, dass die Ermittler noch wenig wussten. Und sie hatten wichtige Erkenntnisse verschwiegen. Informationen, die die Bevölkerung hätten warnen können. Das fand er fahrlässig, verantwortungslos. Zeit, ihnen eine Lektion in Sachen Öffentlichkeitsarbeit zu erteilen. Aber ihnen auch zu helfen.

 

Gestern war er leichtsinnig gewesen. Aber das Risiko hatte sich gelohnt, auch wenn er ziemlich gefroren hatte. Immerhin musste er drei Stunden in einem zugigen Gebäude in einem Industriegelände zubringen. Warum dort? Nun er hatte einen guten Blick auf den Fundort der ersten Leiche. Fast hätte er schon aufgegeben, aber dann kamen sie. Zwei Polizeifahrzeuge, zwei Zivilfahrzeuge und ein Lieferwagen. Einen der zivil gekleideten Männer kannte er. Er war auch am Abend des Leichenfundes vor Ort. Neben ihm waren noch vier uniformierte Beamte und vier weitere Beamte in Schutzkleidung .

 

Die Spurensicherung war angerückt, um einen Fehler zu beseitigen, den sie bei der Untersuchung des Tatortes gemacht hatten. Eine weitere Stunde musste er noch ausharren, dann rückten sie ab. Es schien als hätten sie gefunden, was sie gesucht hatten. Er hatte ihnen noch eine Nacht gegeben um zu agieren. Sie hatten ihre Chance nicht genutzt. Jetzt würden sie reagieren müssen.

 

Nach dem Rückzug der Beamten musste er noch eine zweite Angelegenheit im Industriegebiet prüfen. Auch hier hatte er Glück. Die Menschen waren so naiv, lernten nicht aus ihren Fehlern. Insbesondere wenn es um das Verhalten in puncto Datenübertragung und Sicherheit ging.

 

Er war wie üblich früh aufgestanden, hatte auf das Frühstück verzichtet und sich nur einen starken Kaffee gemacht. Nun saß er schon seit über einer Stunde an seinem Videoschnittprogramm, gab sich viel Mühe, obwohl sie es wahrscheinlich nicht würdigen würden. Und Glück hatte er gehabt. Er hatte sich schon den Kopf zerbrochen, auf welchem Weg er das Material würde veröffentlichen können. Aber sie hatten es ja noch nicht einmal geschafft, die Accounts der Opfer zu löschen. Seine Posts waren weg. Zumindest die mit den Videos. Aber alles andere war noch da. Er würde ihnen sogar noch eine Chance geben. Ob sie sie nutzen konnten, bevor die Reporter aktiv würden? Unwahrscheinlich. Nun musste er nur noch einen kleinen Ausflug machen. Er würde zwar in den Berufsverkehr geraten, wodurch die Fahrt wohl etwas länger dauerte, jedoch würde er dadurch weniger auffallen. Unweit des Industriegeländes gab es einen Parkplatz. Dort hielt er an, fuhr seinen Laptop hoch, integrierte sich in das W-LAN Netz des kleinen Handwerkbetriebs, rief die Fatelogseite des ersten Opfers auf und lud sein Werk vom Vormittag hoch. Das Ganze noch zweimal, jeweils auf die Seite der weiteren Opfer. Nun noch die Email mit dem Tipp an die Redaktionen ausgewählter Zeitungen und Senden. „ENTER“ und ab.