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Fatebug - Tödliches Netzwerk 75

 

75.

 

 

 

Bevor er sich auf den Weg zu seinem nächsten Werk machte, wollte er noch dafür sorgen, dass die Aufmerksamkeit der Ermittler sich auf etwas anderes konzentrierte. Sich auf eine andere Gegend fokussierte. Das hinzubekommen war einfach. Alles was er brauchte, hatte er bereits. Er müsste es nur noch etwas aufbereiten.

 

Aber irgendwie war er noch unzufrieden, etwas fehlte noch. Es war so viel Aufbruchstimmung da draußen. Die Menge war aufgewacht, aufgebracht. Aber irgendetwas fehlte noch, etwas was dem Ganzen mehr Authentizität gab, mehr Nachhaltigkeit. Etwas was aus der Empörung eine Bewegung macht.

 

Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Was fehlte, war ein Zeichen, ein Symbol hinter dem sich die Gleichgesinnten sammeln konnten. Und dieses Mal brauchte er nicht lange nachzudenken. Es lag auf der Hand. Und war auch handwerklich keine Herausforderung, würde ihn nicht lange aufhalten. Aber trotzdem wirken. Das Symbol würde wirken, das hatte es schon lange, schon oftmals bewiesen.

 

Doch vorher stand noch schnödes Handwerk an. Er musste das Material aus Bischofswerda noch zusammenschneiden. Es war einfach zu lang. Zu langweilig. Deshalb würde er es straffen, in einen maximal 15 minütigen Film, der die Tat chronologisch wiedergab und einen Trailer, nur eine knappe Minute lang. Für die Ungeduldigen, diejenigen die sich keine Viertelstunde mehr mit einer Sachen beschäftigen wollten oder konnten. Ausserdem war eine solch kurze Sequenz viel schneller zu verteilen, zu verbreiten.

 

Da er sich Mühe gab, dauerte es fast vier Stunden bis er mit sich und seinem Werk zufrieden war. Jetzt musste er nur noch über die Distribution nachdenken. Marketing brauchte er nicht. Der Film würde ein Selbstläufer werden. Wenn erst einmal feststand, dass er echt war, ein echter Mord und keine Fakes, wie sie derzeit haufenweise im Netz auftauchten. Deshalb musste er noch sicher stellen, dass er als Original erkannt wurde und nicht im Ozean der Fälschungen unterging. Aber er hatte damit rechnen müssen, sogar darauf hingearbeitet. Deshalb war er vorbereitet. Schnell schrieb er den Text runter, prüfte noch einmal die Rechtschreibung und speicherte die Datei ab. Das ging schneller, als die Mail vor Ort zu schreiben. Wenn er am Versandort war, hatte er eventuell nicht genug Zeit. Nein, das Risiko improvisieren zu müssen war ihm zu hoch, zu fehleranfällig.

 

Nun fehlte nur noch das Symbol. Er suchte im Internet nach einer passenden Vorlage, schnitt den Bildschirmausschnitt mit einem darauf spezialisierten Programm aus, speicherte ihn in einer Datei ab, rief diese wieder in einem Bildbearbeitungsprogramm auf, manipulierte die Datei, schnitt den Ausschnitt noch etwas zurecht, speicherte ab und war fertig. Er hatte keine Viertelstunde dafür gebraucht.

 

Er kopierte das Symbol in die Textdatei und integrierte es zusätzlich noch einmal in Dateiform in den Text. Als zusätzlichen Service, zum Herunterladen.

 

Ein letztes Mal prüfte er, ob alle Dateien auf dem Laptop waren und ob der Batterieladestand des Gerätes ausreichend hoch war. Dann fuhr er den Laptop herunter und packte ihn in die Tasche.

 

Dann entfaltete er die Straßenkarte und warf einen letzten Blick auf die Fahrtroute. Er musste einen Umweg fahren, erst nach Norden, zu der Stelle von der er die neuen Informationen hochladen wollte. Und dann nach Süden, um das nächste Opfer zu treffen. Verabredet waren sie bereits.

 

Da fiel ihm auf, dass er die Handschuhe noch trug. Er zog sie aus, vorläufig brauchte er sie nicht mehr.